„Schalten Sie alle Krach machenden Maschinen aus, wenn Ihr Mann kommt. Sprechen Sie nicht zuerst, lassen Sie ihn sprechen. Ziehen Sie ihm die Schuhe aus. Servieren Sie ihm sein Lieblingsmahl…“ Eine adrette blonde Frau steht alleine in der Dunkelheit, starrt durch das Küchenfenster und ignoriert die schallende Stimme. Denn die Regeln einer perfekten Hausfrau hat Rebecca (gespielt von Maria Furtwängler) längst verinnerlicht, wie man schnell merkt.
Während draußen der Regen so heftig ans Bühnenfenster prasselt wie am jüngsten Tag, meistert Rebecca, eine Katastrophe nach der anderen mehr oder weniger perfekt mit Charme und Wischmopp. Da kann der ehemalige Lehrer als vermummter Vergewaltiger ins Fenster einsteigen oder die Tochter mit ihrem blutüberströmten Abschlussball-Date zur Haustür hereinstolpern, Rebecca findet immer eine Lösung.
Der tägliche Wahnsinn
Ilan Ronen, der erfolgreiche Regisseur des Stücks Eine Familie, inszeniert die Komödie des amerikanischen Drehbuchautoren Noah Haidle mit schwarzem Humor und guten Dialogen. Die Hauptfigur Rebecca hat eine aussichtsreiche Karriere für ihr Familienleben geopfert und all ihre Energie darauf verwendet, eine perfekte Hausfrau zu sein. Sie hat alles richtig gemacht, aber trotzdem alles verloren: Ihr Mann ist weg, auf der Suche nach seinem Glück, der Sohn ist in einem Walbauch verschollen und die Tochter wird auch flügge. Als ihre beste Freundin sie fragt, ob sich alle die Jahre gelohnt haben, sagt Rebecca nachdenklich: „Alle, die ich liebe, sind weg…“ Trotzdem wartet sie jeden Tag auf die Rückkehr von Sohn und Ehemann. Damit die Fassade aufrechterhalten wird und alles perfekt ist, wenn die beiden nach Hause kommen, putzt, kocht und deckt sie den Tisch jeden Tag für vier Leute ein. Business as usual – auch um selbst die Hoffnung nicht zu verlieren.
Das Gefängnis machen wir uns selbst
Das Stück ist eine Kritik an der gesellschaftlichen Stellung der Frauen und wirft die Frage auf, was wir Frauen aus der hart erkämpften Freiheit heute machen. Trotz ernstem Unterton wirkt die Komödie zwischen männermordenden Hausfrauen und jeder Menge Martinis wie eine Mischung aus Desperate Housewives und Mad Men. Es gibt viele guten Stellen, trotzdem kann das Stück nicht hundertprozentig überzeugen. Man hat das Gefühl, Furtwängler nimmt ihre Rolle zu ernst und versucht, die absurde Haltung ihrer Figur – die gerade das Lustige wäre – psychologisch zu erspielen.
Wirklich lustig wird es mit Jerry Hoffmann, bekannt aus Hitman und Heil, der seine Rollen als Schwiegersohn und Zeuge Jehovas brillant spielt. Und auch Ludger Pistor hat am Ende noch seinen großen, romantischen Auftritt als Ehemann. Also ein Happy End? Das wäre dann vielleicht doch zu perfekt… Insgesamt ein unterhaltsames, kurzweiliges Stück, dem etwas mehr schwarzer Humor nicht geschadet hätte.
Das Theaterstück Alles muss glänzen kommt noch bis zum 26. März 2017 immer von Dienstag bis Sonntag im Theater und Komödie am Kurfürstendamm. Tickets ab 22,90 Euro erhältlich.