Wenn diese Geschichte kein guter Stoff ist: Drei Brüder, zwei von ihnen wachsen im Wedding auf, einer im behüteten Wilmersdorf. Alle drei lieben Fußball und bolzen irgendwann gemeinsam. Zwei Brüder haben großen Erfolg, werden aber auch angefeindet. Einer ist exzentrisch, einer eher der gute Nachbar. Über den dritten ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt.
Der FAZ-Journalist Michael Horeni hat die Story bereits in einem Buch erzählt: Die Brüder Boateng. Er zeichnet den Aufstieg der Boatengs aus sozial schwierigen (Kevin, George) bzw. wohl behüteten (Jérôme) Verhältnissen nach. Kevin Prince Boateng spielt heute für den spanischen Erstligisten UD Las Palmas auf den Kanaren und war zuvor unter anderem für Hertha BSC, Borussia Dortmund, den AC Mailand sowie Schalke 04 am Ball. Halbbruder Jérôme ist Stammspieler bei Bayern München und in der Nationalmannschaft, während George Boateng seit 2015 rappt.
Auf Grundlage von Horenis Buch hat Regisseurin Nicole Oder eine Inszenierung für den Heimathafen entwickelt. Der Weg aus dem Fußball-Käfig im Wedding in die Stadien der Welt führt nun also auch auf die Bühne. In die Rollen der drei Boatengs schlüpfen Tänzer Raphael Hillebrand, Musiker und Beatboxer Daniel Mandolini sowie Schauspieler Nyamandi Mushayavanhu. Oder greift in ihrem Stück eine der wichtigsten Fragen des Buches auf: jene nach den Auswirkungen der unterschiedlichen Herkunft der drei Brüder. Gegenüber der B.Z. drückte sie es so aus: „Die Frage ist, ob ihre unterschiedlichen Wege auch damit zu tun haben, woher sie kommen und welche Chancen sie hatten.“
Die Premiere ist am 18. Dezember, allerdings auf der Außenbühne des Heimathafens, dem Pier 9 an der Hasenheide in Kreuzberg. Ursprünglich sollte das Stück im Oktober starten, musste aber aus gesundheitlichen Gründen verschoben werden. Tickets sind ab sofort über die Webseite des Heimathafens buchbar.