Görlitzer Park - In Kreuzberg werden Leben und Schaffen des "Eisenbahnkönigs" Bethel Strousberg als Trilogie aufgeführt. Vor hundertfünfzig Jahren baute er den Görlitzer Bahnhof dort, wo heute Wiese und Teich einladen, aber auch Marihuana gedealt wird. So schickt sich das historische Stück an, den Ruf des Görlitzer Parks wieder aufzupolieren.
Wie sehr sich das Areal zwischen Lausitzer Platz und Lohmühlenbrücke doch gewandelt haben muss! 1865 wurde hier der Görlitzer Bahnhof errichtet, bereits ein Jahr darauf fuhr die erste Bahn hinaus durch Spreewald und Niederlausitz. In den 1990er Jahren dann der große Umbruch von grau zu grün: Der Bahnhof wich dem Park. Von diesem ist in letzter Zeit nicht gerade Postitves zu hören. Der Görlitzer Park ist als bei Drogendealern beliebte Ecke berüchtigt; immer wieder versucht die Polizei durch großangelegte Razzien für Ordnung zu sorgen.
Die alten Zeiten aufleben lässt nun die Theatergruppe SHAKESPEARE IM PARK BERLIN zur Uraufführung am 10. August: Nach ihrem ebenfalls im Park angesiedelten Stück „Heinrich der Vierte“ widmen sie diesen Sommer dem Eisenbahnmagnaten Bethel Henry Stousberg. In „King Bethel“ werden Leben und Karriere des untergegangenen „Eisenbahnkönigs“ nacherzählt. Weil es sich dabei um eine monumentale Biografie und ein großes Stück Kiezgeschichte handelt, nutzt die Schauspieltruppe einen inszenatorischen Kniff: Sie teilen die Erzählung um die Gleisarbeiten in drei Episoden. In sich geschlossen, bilingual und halbstündig kann man also an verschiedenen Abenden Aufstieg und Fall des Bethel Strousberg miterleben.
Theater für alle
So geht Theater heute, denn wirklich niemand wird ausgeschlossen. Der Eintritt ist frei. Das Stück wird in deutscher und englischer Sprache, mit türkischen, italienischen und anderssprachigen Einspielungen aufgeführt. Die Episoden stehen für sich, so dass man ohne Verwirrung auch nur eine oder zwei der drei Teile sehen kann. Und wer den Eisenbahnkönig und die Gründerzeit in ihrer ganzen Pracht erfahren möchte, pilgert für alle drei Episoden in den sommerabendlichen Park.
So könnte „King Bethel“ allein durch die Verortung und Inszenierung im Park für die Anwohner mehr schaffen als Politik und Polizei. Zunächst spiegelt der historische Stoff die aktuellen Verhältnisse – genau wie der Eisenbahnkönig war der Park mal eine wichtige Institution im Kiez. Bei beiden kommt nach einer Hochphase der Fall: Bethel Henry Strousberg geriet in Vergessenheit, der Park gerät in Negativschlagzeilen. Doch während die Inszenierung selbst auf die große Vergangenheit verweist, ist es allein schon der Ort der Aufführung, der die Gegenwart prägt: Das Schauspielensemble belebt die Wiesen, zeigt Alternativen auf, verbindet Mensch und Kultur mit einem Ort, von dem man Kultur nicht mehr erwartet hätte. Theater für alle – kostenlos und im Freien. Shakespeare hätte seine Freude.
Aufführungen finden statt vom 10. bis 25. August; Teil I: Sa, 10.8 (19h); Mi, 14.8 (19h); So, 18.8 (16h); Fr, 23.8 (19h); Teil II: So, 11.8 (16h); Fr, 16.8 (19h); Di, 20.8 (19h); Sa, 24.8 (19h); Teil III: Di, 13.8 (19h); Sa, 17.8 (19h); Mi, 21.8 (19h); So, 25.8 (16h). Mehr Infos findest du hier.