Als sich Friederike, Hans, Thomas und Lara im Juli letzten Jahres als Ensemble gefunden haben, war für sie schnell klar: Sie möchten ihre erste Produktion im Wedding aufführen. Denn drei der vier kommen selber aus dem Wedding. Friederike ist freiberufliche Schauspielerin und vor über zwei Jahren in die Schwedenstraße gezogen. Sie fühlte sich von Anfang an total wohl dort. „Ich habe aber auch gemerkt, dass viele meiner Freunde nicht bereit waren, hier in den Wedding zu kommen, weil woanders anscheinend mehr los ist. Das hat mich zwar enttäuscht, ich dachte mir aber auch: nicht jammern, sondern selber machen! Und so ist die Idee entstanden, hier im Wedding aufzuführen.“ Und der Regisseur Hans Hirschmüller ergänzt: „Warum muss es denn immer Mitte oder Kreuzberg sein?“
Leerstelle Theater
Lara macht die Produktion für die Inszenierung. Sie kommt eigentlich gar nicht aus der Theaterwelt, sondern ist Kulturanthropologin und verfolgt auch deswegen das kulturelle Geschehen im Wedding. „Ich finde, dass es hier schon echt ein großes kulturelles Angebot gibt. Und zum Teil auch richtig gute Sachen. Die Uferstudios sind ja zum Beispiel auch über den Wedding hinaus bekannt. Und auch kunstmäßig habe ich immer viel mitbekommen. Aber was Theater angeht, sehe ich definitiv eine Leerstelle. Und als wir uns dann die Alte Kantine angesehen haben, war mir klar, dass das unser Aufführungsort sein muss. Uns gefällt die Atmosphäre dort einfach richtig gut.“ Und sie passt zum Stück. Das Gebäude, die übriggebliebene Inneneinrichtung, teilweise auch das Möbiliar, das erinnert an Uni. So werden die Zuschauer auch schon vor der Vorstellung mit allen Sinnen in das Setting des Theaterstückes versetzt.
Zusammenarbeit mit anderen Weddingern
Eine explosive Mischung, bei der am Schluss kein Guter oder Böser auf der Bühne steht, sondern ein minutiöses Ringen um Macht entsteht: Sie kämpft gegen die elitären Universitätsstrukturen und für mehr Mitbestimmung, er versucht die Angriffe abzuwehren und seine Reputation zu erhalten. Für die vier liegt die Faszination des Stückes in der Macht der Worte. Im Stück finden wenige Sätze ihren Punkt. Ständiges Unterbrechen. Die gemeinsame Sprache versagt den Zweck der Verständigung.
Die Aufführungen in der Alten Kantine sind für das Ensemble aber erst der Anfang. Mit dem Stück möchten sie an die Universitäten gehen und mit den Studierenden darüber diskutieren. Denn sie sind sich sicher, dass das Stück die Alltagswelt von Professoren und Studierenden berührt. Und viel Zündstoff für Diskussionen bietet. „Wir können uns aber auch vorstellen, in anderen Spielstätten in Wedding und Umgebung aufzuführen. Zum Beispiel in meiner Nachbarschaft, im cube [moa:beat], was bald eröffnet wird“, sagt Thomas.
Premiere und Premierenparty: 31.1.2015, 19:30 Uhr Alte Kantine Wedding. Weitere Aufführungen am 4. und 5.2.2015, 19:30 Uhr, Alte Kantine Wedding.
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von www.weddingweiser.de