Was haben wir Theodor Fontane nicht alles zu verdanken? Seine Gesellschaftsromane wie Irrungen, Wirrungen oder Effi Briest gehören zur Weltliteratur. Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg beglücken bis heute nicht nur Freunde von Reisebüchern, sondern auch viele brandenburgische Tourismusverbände. Herr von Ribbeck zu Ribbeck im Havelland zählt zu den beliebtesten deutschen Gedichten. Klar, dass Fontanes 200. Geburtstag vor allem in unserer Region gebührend gefeiert wird. In unseren Tipps findest du einen Querschnitt aus dem umfangreichen Programm – aber auch Vorschläge, wie du dich auf eigene Faust auf die Spuren des großen Literaten machen kannst.
14. April bis 8. Dezember – Marie Goslich: Aufbruch aus der Fontane-Zeit (Wustrau)
Genau genommen ist bei dieser Ausstellung gar nicht Fontane drin… sondern es geht um seine jüngere Zeitgenossin Marie Goslich. Die kehrte in ihre Heimat Brandenburg zurück, als Theodor Fontane den vierten Band der Wanderungen durch die Mark Brandenburg veröffentlichte. Während Letzterer sich in seinem Werk eher den alten Herrenhäusern und Kirchen widmete, war die Autorin und Fotografin Goslich am „neuen Preußen“ interessiert: an der rasanten Entwicklung der Technik und somit an Großstädten, aber auch an den gemächlicheren Veränderungen auf dem Land. In der Ausstellung Aufbruch aus der Fontane-Zeit sind neben städtischen Motiven auch Bauern, Handwerker, Fischer, Hausierer und vor allem Frauen vom Land zu sehen. Die Arbeit von Marie Goslich ist eine ideale Ergänzung und Fortführung zu Fontanes berühmten Wanderungen. Bewundern kannst du die Fotografien im Brandenburg-Preußen Museum, das sich im kleinen Dorf Wustrau am Ruppiner See befindet.
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23. April – Lesung mit Rainald Grebe & Tilla Kratochwil (Neuruppin)
Für gewöhnlich rennen einem die Leute in Berlin die Bude ein, wenn man Rainald Grebe auftreten lässt, schließlich ist er für den Evergreen Brandenburg verantwortlich. Seit Grebe selbst bekennender Brandenburger ist, haben sich die Wogen in der Region geglättet, und so stehen die Chancen gut, dass es auch in Neuruppin voll werden könnte: Der Kabarettist und die Schauspielerin Tilla Kratchowil nehmen sich hier des Briefverkehrs von Theodor Fontane und seiner Ehefrau Emilie an. Die Eheleute waren immer wieder lange Phasen getrennt, nicht nur aus beruflichen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Grebe und Kratchowil haben berührende, schmerzliche und schöne Briefe der Fontanes aus 50 Jahren zusammengestellt. Am Welttag des Buches um 19.30 Uhr tragen sie die vor in der Kulturkirche in Neuruppin, der Geburtsstadt des Schriftstellers.
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25. April – Buchvorstellung „Fontane – Ein Jahrhundert in Bewegung“ (Steglitz)
Natürlich sind rund um Fontanes 200. Geburtstag auch wieder einige Bücher zum großen Schriftsteller erschienen. Ein besonders Vielversprechendes hat Iwan Michelangelo D’Aprile veröffentlicht. Der Literaturwissenschaftler, Historiker und gebürtige Berliner geht in seiner Biografie Fontane: Ein Jahrhundert in Bewegung unter anderem auf die Beschreibungen des Großstadtlebens ein, die sich etwa in Fontanes Berlin-Romanen finden. Der berühmte Schriftsteller war ein Chronist des Wandels, der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer schneller vollzog. D’Apriles Buch wird so zum Epochenporträt, das vom Autoren in Hugendubels Langer Nacht des Lesens in der Steglitzer Filiale der Buchladen-Kette vorgestellt wird. Das ist aber noch nicht alles: Die Schauspielerin Julia Jäger trägt außerdem aus Fontanes Werken vor. Der Eintritt kostet 15 Euro inklusive Begrüßungsdrink und Fingerfood. Los geht’s zur Primetime um 20.15 Uhr.
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31. Mai bis 10. Juni – Fontane-Festspiele (Neuruppin)
„Eine Liebeserklärung an den genialen Lebenskünstler“ sind die Fontane-Festspiele in Neuruppin, der Geburtsstadt des legendären Schriftstellers. In das ganzjährige Jubiläumsprogramm ist man hier selbstverständlich auch stark involviert. Einer der Höhepunkte dürfte der Zeitraum zwischen Himmelfahrt und Pfingsten sein. Die schöne Kreisstadt wird brummen: Das europäische Festival der Reiseliteratur ist zu Gast, es gibt Fontane-Spaziergänge und Ausflüge unter anderem nach Ribbeck, dazu eine Filmlounge, ein Lyrik-Projekt und sogar einen Fontane-Song Contest. Draußen auf dem Schulplatz spielen sie Theater: Effi in der Unterwelt ist eine Theaterrevue mit Musik und Show. Ab nach Neuruppin!
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Mai/Juni – MITFontane zu Tisch (Brandenburg an der Havel)
Theodor Fontane lädt zum Dinner und wird auch beinahe höchstpersönlich dein Gastgeber sein: An sechs Terminen zwischen dem 31. Mai und dem 15. Juni heißt es in der Brandenburger Johanniskirche MITFontane zu Tisch. Hank Teufer schlüpft in die Rolle des großen Dichters und wird dem Koch vor Ort Anweisungen geben, denn ein Teil des Menüs soll auf einem echten Fontane-Rezept beruhen: Rüben in der Brühe mit Allerlei dazu. Danach wird Rinderbrust vom heimischen Rind serviert mit „Wurzelwerk aus der Brandenburger Erde“ und Erdäpfeln. Das Dessert ist „Mutterliebe vom Backblech“, dahinter verbirgt sich Apfelkuchen. Zu hören gibt es Auszüge aus Fontanes berühmten Werken, die sich mit Dinnern und Landpartien beschäftigen; außerdem Musik von Ute Beckert und Dmitri Pavlov. 128 Personen haben an der Tafel in der Johanniskirche Platz. Die Karten inklusive Menü kosten im Vorverkauf rund 51 Euro.
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3. August bis 25. August – Souvenir 1870 Theaterzug (u.a. Potsdam)
Eine spannende Episode aus Theodor Fontanes Leben wird zum Theaterstück: Der preußische Dichter wurde 1870 bei einem Paris-Urlaub von den Franzosen festgenommen und auf die Festung der Atlantikinsel Oléron gebracht. Seine Erlebnisse aus dem deutsch-französischen Krieg bringt das Theater Das letzte Kleinod auf die Bühne. Das Besondere an diesem Theater: Das Team arbeitet in einem ozeanblauen Zug, der im Kreis Cuxhaven stationiert ist, und geht auch im Waggon auf Tour. Die Gastspiele mit dem Fontane-Stück Souvenir 1870 finden an mehreren Bahnhöfen in Brandenburg und anderen Bundesländern statt. Die Termine in unserer Region: 3. bis 11. August in Senftenberg, 13. und 14. August in Cottbus, 16. und 17. August in Neuruppin, 20. bis 22. August in Frankfurt/Oder, 24. und 25. August in Potsdam. Der Eintritt kostet 24 oder ermäßigt 16 Euro.
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24. und 25. August – Effi Briest von den Schlossfestspielen Ribbeck (u.a. Wittstock/Dosse)
Der wahrscheinlich berühmteste Roman von Theodor Fontane ist Effi Briest. Naheliegend, dass sich auch die Schlossfestspiele aus Ribbeck, einem dem Dichter eng verbundener Ort, um eine Theaterfassung bemüht haben. 2014 war die Premiere der historischen Inszenierung vor der Kulisse des Schlosses Ribbeck. Im Fontane-Jahr wird Effi Briest nicht nur erneut bei den Schlossfestspielen aufgeführt, sondern geht danach auf Tour. Am 24. und 25. August ist die Geschichte über das Leben einer jungen Frau und ihre unglückliche, arrangierte Ehe mit einem viel älteren Mann sogar bei der Landesgartenschau in Wittstock/Dosse direkt am Bahnhof zu sehen, jeweils um 15 Uhr. Weitere Termine: 27. Juli im Tempelgarten Neuruppin, 3. und 4. August im Schloss Grunewald Berlin, 10. August im Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse, 11. August auf Gut Staffelde, 17. August auf Schloss Beeskow.
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7. September – Fließendes Atelier mit Jim Avignon (Burg im Spreewald)
Die Gemeinde Burg ist ein staatlich anerkannter Kurort und in Sachen Veranstaltungen recht umtriebig. Für Fontane.200 hat man sich ebenfalls einiges überlegt. Neben Fontane-Wanderungen und literarischen Kahnfahrten läuft seit März die Aktion FontaneZeitEntdecker. Jeder kann mitmachen. Es geht darum, in Burg und Umgebung Orte und Gegenstände aus dem 19. Jahrhundert – vom Haus bis zur Kaffeetasse – zu finden und zu dokumentieren. Das Entdeckte kann auf der Facebook-Seite der Gemeinde veröffentlicht werden. Zum Abschluss des Projekts kommt am 7. September der international bekannte Künstler Jim Avignon nach Burg. Er wird einige Fundstücke der Aktion in einem Triptychon künstlerisch verarbeiten und auf einem Spreekahn als fließendem Atelier arbeiten. Für die Kahnfahrt (17 Uhr) und die anschließende Veranstaltung im Waldhotel Eiche kannst du auf der Website der Gemeinde Burg im Spreewald Tickets erwerben.
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20. September bis 5. Januar 2020 – Fontanes Berlin (Mitte)
Theodor Fontane war viel in Brandenburg unterwegs, aber etwa 60 Jahre lang wohnte er in Berlin. Die Stadt hat ihn beschäftigt; sie ist nicht nur Schauplatz einiger seiner Bücher, sondern eigentlich selbst Protagonist. Der Schriftsteller erlebte den Wandel von der königlichen Residenz zur Metropole hautnah mit und verarbeitete ihn literarisch. In der Ausstellung des Stadtmuseums Berlin im Märkischen Museum kannst du nun Werke von Zeitgenossen Fontanes erleben, die sich fotografisch mit der Stadt auseinandergesetzt haben – von Leopold Ahrendts bis F. Albert Schwartz. Ein Fotograf der Gegenwart, Lorenz Kienzle, hat sich wiederum auf die Spuren von Fontanes Berlin-Romanen gemacht und in den letzten zehn Jahren deren Schauplätze im Bild festgehalten. Im Märkischen Museum erwartet uns also eine Art literarische Zeitreise durch die Hauptstadt.
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Ausflug zum Stechlinsee
Das Festprogramm wird bestimmt schön und gut – aber sollte man Fontane nicht auch draußen und zu Fuß unterwegs in der Mark Brandenburg zelebrieren? Wer sich nicht den offiziellen Wanderungen und Spaziergängen anschließen möchte, dem empfehlen wir zum Beispiel eine Runde um den Stechlinsee. Der ist nicht nur mit rund 70 Metern der tiefste See Brandenburgs, sondern auch ausgesprochen sauber. Er liegt in der Nähe von Rheinsberg; der nächste Ort ist das kleine Dorf Neuglobsow, das direkt am Ostufer liegt. Dort kannst du einkehren oder sogar übernachten. Nicht dass das unbedingt nötig wäre: Der äußerst reizvolle Rundweg um den See ist 14 Kilometer lang. Im normalen Wandertempo brauchst du also etwa dreieinhalb Stunden. Die Idylle der Natur wird nur einmal vom stillgelegten Kernkraftwerk Rheinsberg unterbrochen. Neuglobsow hat eine Busverbindung nach Fürstenberg/Havel, das wiederum mit den Zug gut zu erreichen ist. Zurück zu Theodor Fontane: In dessen Roman Der Stechlin geht es um eine Adelsfamilie, die am Stechlinsee angesiedelt ist. Mehr auf Fontanes Spuren geht also nicht.
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Und sonst noch? Du kannst Fontane 2019 auch anders begegnen: Der Musiker Reinhardt Repke hat sich in seiner Reihe Club der toten Dichter passend zum Jubiläumsjahr dem Schriftsteller gewidmet. So und nicht anders heißt nicht nur das Titelstück, sondern auch das Album, Untertitel: Theodor Fontane neu vertont. Als Sängerin ist Katharina Franck dabei. Die 15 Stücke, darunter zwei Teile von Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland und drei von John Maynard sind vielseitig folkig, von Balladen bis zu flotteren Songs. Besonders das Akkordeon von Cathrin Pfeifer sorgt dafür, dass man sich tatsächlich ein wenig wie in Fontanes Zeit fühlt.
Jetzt fehlt dir nur noch eine Fontane-App. Die gibt es bereits seit Dezember vom rbb, sie wird aber während des Fontane-Jahrs noch sukzessive erweitert. Viele Orte in Berlin und Brandenburg mit Verbindungen zum Dichter sind enthalten, zu ihnen findest du Zitate, Filme und Audio-Material. Du kannst dich auch per Push-Nachricht auf Fontaneskes in deiner Umgebung hinweisen lassen – etwa wenn du auf einer der bekannten Wander- oder Radrouten in Brandenburg unterwegs bist. Du findest die App für Android und iOS unter dem Stichwort „Fontane“ in den üblichen App Stores.