Die Eingesperrten versuchten wie wild, sich frei zu hacken. Und die Ausgeschlossenen bemühten sich aufgeregt, zu ihren Jungen oder Partnern im Nest vorzudringen: Ein regelrechtes Vogeldrama hat sich am vergangenen Freitag in der Ilsestraße in Karlshorst ereignet. Wie erst jetzt bekannt wurde, verschloss dort eine Schädlingsbekämpfungsfirma unter dem Flachdach eines Mietshauses eine Mauerspalte, in der bis zu zwanzig Brutpaare von Sperlingen und Mauerseglern ihre Nester hatten. Zahlreiche derzeit noch brütende Mauersegler sowie rund hundert Jungspatzen, die schon fast flügge sind, waren eingesperrt – etwa acht Stunden lang. Dann befreite die Feuerwehr die Tiere. Zuvor hatte eine Anwohnerin das Naturschutzamt des Bezirks Lichtenberg informiert. Ihr waren die hektisch am Dachrand umherflatternden Vögel aufgefallen.
Offenbar gingen der Hauseigentümer und die Firma rücksichtslos vor. Arbeiter stopften die vierzig Meter lange Mauerspalte unter dem Dach des viergeschossigen Hauses mit Kunststoffmaterial zu. Sie hätten keine Vögel bemerkt, sollen sie dem Bezirk erklärt haben. Nachdem die Feuerwehrmänner ihre Leiter ausgefahren und den Schaumstoff binnen drei Stunden beseitigt hatten, stellten sie darin viele Löcher fest. „Offenbar haben die eingeschlossenen Tiere verzweifelt losgehackt“, sagt Heinz Nabrowsky vom Naturschutzamt. Kaum war die Sperre abends weg, stopften die Sperling ihren Jungen wieder die Schnäbel. Und die Mauersegler fütterten wieder ihre brütenden Partner.