Seit Mitte der Neunzigerjahre breiten sich die Mitte des letzten Jahrhunderts hierzulande fast ausgestorbenen größten einheimischen Nager im Stadtgebiet wieder aus – meistens an Gewässern in vergleichsweise schwach besiedelten Regionen wie der Ober- und Unterhavel, dem Müggel- und Seddinsee. Doch die Biber sind erstaunlich anpassungsfähig und einige Exemplare scheinen sich nun bis nahe an die Innenstadt gewagt zu haben.
Die Naturschutzwacht Lichtenberg, bestehend aus aktiven Umweltschützern, die im Auftrag des Bezirksamts unterwegs sind, entdeckte zum Jahreswechsel Fraßspuren des Nagetiers an der Rummelsburger Bucht. In den letzten Wochen wurden weitere Sichtungen auf Friedrichshainer und Treptower Territorium gemeldet. Biber-Experte Manfred Kraus hält es für möglich, dass sich die Tiere an den östlichen Ufern oder auf den Inseln im See dauerhaft ansiedeln – was ein Hinweis auf ein intaktes ökologisches Gleichgewicht wäre. Der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Wilfried Nünthel (CDU) äußerte sich dementsprechend erfreut: „Die Ausbreitung des Bibers ist der Beleg für funktionierenden Arten- und Naturschutz und damit ein besonderer Erfolg für die Menschen und Institutionen, welche sich jahrelang mit großer Tatkraft für seinen Schutz und den seines Lebensraums eingesetzt haben.“
Kaum Konfliktpotenzial in Berlin
Derartige Nutzungskonflikte sind an der Rummelsburger Bucht wie auch im Rest von Berlin nicht zu befürchten. Da es in der Hauptstadt kaum Landwirtschaft oder Entwässerungsgräben gibt, könnten die Tiere keine nennenswerten Schäden anrichten, erklärt Manfred Kraus gegenüber Qiez.de. Hin und wieder fällt ihnen mal ein Obstbaum zum Opfer, doch dagegen können sich die Besitzer mit Maschendraht recht einfach absichern, wie Anja Sorges vom Naturschutzbund Berlin empfiehlt. Persönlich zu sehen bekommt man die scheuen und nachtaktiven Biber übrigens eher selten: Das gleiche schon einem Sechser im Lotto, so Sorges.