Nach einer Minute wird klar: Das wird ein besonderer Abend im Babbo Berlin. Lennart Petersen ist ein Gastgeber, der sich darauf versteht, eine heimelige Wohnzimmeratmosphäre zu verbreiten. Hier fühlt man sich zu Gast bei Freunden. Das ist nicht nur für die Hotelgäste des Lulu Guldsmeden von Vorteil, die zum Teil niemanden in der Stadt kennen! Die freuen sich bestimmt auch, dass das Babbo Berlin mit Frühstück in den Tag startet. Die anderen beiden im Team sind ebenso herzlich und offen wie Lennart: Karen White, die als Bäckerin für das fantastische Sauerteigbrot verantwortlich ist, und Alexandra Ek, die als Köchin selbst viel Spaß an immer neuen Ideen hat. Der Raum ist mit einfachen Holzmöbeln eingerichtet, wenig Licht und Kerzen auf den Tischen unterstützen die gemütliche Stimmung. An der Wand hängt ein Objekt, das wirkt wie eine stylische Tapete aus Fischschuppen. Moderne Grafiken runden das ansonsten rosa-rote Wandkonzept gekonnt ab.
Auf der Karte finden sich Gerichte, die täglich wechseln. Je nachdem, was die Felder vor Berlin und der kooperierende Bauer hergeben, wird hier alles frisch verarbeitet – und zwar am besten so, dass kein Rest übrigbleibt. Statt selbst einzelne Highlights aus dem kreativen Angebot herauszusuchen, vertrauen wir auf Alex, die uns ein Menü mit sechs Gängen zum Teilen zubereitet. Das Menü kostet 65 Euro, vier Gänge gibt es für 45 Euro. Als Einstieg bekommen wir das bereits erwähnte Sauerteigbrot (lecker!) mit Butter, einen Lauch, der im Ganzen im Ofen gegart wurde, und frittierten Grünkohl, der unfassbar gut ist. Alles ist sehr einfach gehalten und gerade deshalb geschmacksintensiv. Es folgt ein Hokkaido Kürbis, der so lange im Ofen geblieben ist, bis sein Fleisch cremig wurde. Ein Erlebnis. Dann serviert uns Alex nacheinander zwei Fischgerichte: eine zarte Scholle, die sich mit Spinat zu einer geschmackvollen Einheit verbindet, und einen Hecht, der mit Salat zum Vergnügen wird. Zum Schluss gibt es ein Parfait mit Blaubeeren. Wir haben uns als Gäste an das No-Waste-Prinzip gehalten und die Teller bis zum letzten Blatt geleert.
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Die Weinbegleitung ist so kreativ wie die Küche. Lennart unterhält sich mit jedem Gast, um herauszufinden, was ihm oder ihr schmecken könnte. Zu jedem Winzer und zu jeder Winzerin hat er eine Geschichte zu erzählen. Unser Favorit ist „Koreaa 2021“, ein gemischter Satz aus Bio-Wein, der fruchtig, blumig und doch sehr würzig ist. Die österreichische Winzerin Judith Beck hat Lennart persönlich bei einem Abendessen kennengelernt. Sie hat mit sehr viel Schwung und ganz eigenen Ideen das Weingut des Vaters übernommen und passt daher perfekt zum Babbo Berlin. Die Weinkarte hier bietet ausschließlich Naturweine und jeder verdient Aufmerksamkeit.
Zwischendurch verteilt Lennart an diesem Abend kleine Amaro-Shots. Für einen jungen Mann, der gegen seinen Computer Backgammon spielt, soll es die Siegprämie sein, einem einsamen Geschäftsmann nimmt die Geste die Steifheit und eine gesellige Gruppe kommt auf den Geschmack. Lennart kümmert sich um jeden mit Sorgfalt und Ruhe. Er spürt auch, wenn ein Gast sich nicht unterhalten mag, aber von denen ist an diesem Abend keiner dabei. Hier kann es passieren, dass Nebentische sich zusammenrücken, an einem einfachen Mittwoch plötzlich Party ist oder an einem Samstagabend auf Wunsch ruhige Jazz-Platten gespielt werden.
Entwickelt hat das Konzept von Babbo ein Kollektiv aus Bäcker*innen und Köch*innen in Dänemark, wo 2015 das erste Restaurant eröffnete. Mittlerweile ist dieses Babbo nach Oslo umgezogen. Angebaut wird dort selbst. Auch in der brandneuen Dependance in Berlin könnte es künftig sein, dass man Grundstücke, die brach liegen, zum Gemüseanbau nutzt, bevor sie irgendwann doch bebaut werden. Zu den hiesigen Partnern gehören derzeit Plattform 2020 für gute Lebensmittel, Simply Coffee, Good Food Syndicate, 8greenbottles, BRLO und Fishklub. Ob mit Freund*innen, deinen Eltern oder solo: Im Babbo Berlin bist du immer willkommen, um eine wirklich gute Zeit zu verbringen.