Es ist ein strahlender Frühlingsvormittag am Stadtrand Berlins. Trotz der abgeschiedenen Lage haben sich an diesem Samstag überraschend viele interessierte Besucher vor dem Haupteingang des Berliner Tierheims versammelt. Pünktlich um 11 Uhr werden sie von Pressereferentin Beate Kaminski und Hündin Sammy zur zweiten Themenführung des Tierschutzvereins begrüßt.
Der große Zuspruch sei nichts Ungewöhnliches. „Es besteht eine große Nachfrage nach Führungen über das Gelände und nach einem Einblick in das weitreichende Engagement des Tierschutzvereins“, berichtet Kaminski. Leider würde die Arbeit des Tierheims vom Senat nur unzureichend gewürdigt. Allein die Betriebskosten für das 30 Fußballfelder große Areal beliefen sich auf sieben Millionen Euro. Der Berliner Senat unterstütze allein die Tier-Sammelstelle mit 600.000 Euro, der übrige Betrieb werde nicht bezuschusst, so Kaminski. Damit erkläre sich auch die Abgabegebühr für jedes vermittelte Tier: „Für die bestmögliche Unterbringung und Versorgung unserer Schützlinge sind wir auf diese Abgabe dringend angewiesen“, erklärt die Pressesprecherin
Einen Schwerpunkt der Arbeit des Tierschutzvereins bildet die Versorgung von Berlins Straßenkatzen. Für ihr Schicksal setzt sich die zweite Vorsitzende des Tierheims Renate Wesselhöfft besonders ein. Sie stößt im hinteren Bereich der Anlage zu den Teilnehmern der Themenführung. Mit dem Seniorenkatzenhaus und der Freianlage für Straßenkatzen will das Tierheim Berlin dort auch schwer zu vermittelnden, behinderten oder ehemals wild lebenden Katzen die Chance auf ein neues Leben einräumen. 2009 wurden die beiden Anlagen eingeweiht. Vor allem eine Unterkunft für Berlins Straßenkatzen war dringend nötig geworden. „Immer mehr Brachflächen in der Hauptstadt werden zur Bebauung freigegeben“, erklärt Wesselhöfft. Eingefangene und kastrierte Katzen könnten oft nicht – wie bisher – auf ihrem angestammten Gelände freigelassen werden. „Ihre Heimat wird zerstört und wir müssen ihnen hier ein neues Leben ermöglichen“, so die zweite Vorsitzende des Tierheims.
„Unser Katzenhaus bietet rund 50 Straßenkatzen eine neue Heimat“, informiert Renate Wesselhöfft. Hier können sie ohne den Besucher-Stress, in Abgeschiedenheit und mit viel Platz unter freiem Himmel wieder an ein Leben mit Menschen herangeführt werden. „Eine besondere Rolle spielen dabei die sogenannten Streichelpaten. „Sie gewöhnen die Tiere an menschliche Anwesenheit und erinnern sie daran, wie schön eine Streicheleinheit sein kann“, erklärt Wesselhöfft. 20 ehemalige Straßenkatzen konnten mit ihrer Hilfe schon in ein neues Zuhause vermittelt werden. „Dass Straßenkatzen nicht in Wohnungshaltung umziehen können, ist Unsinn“, betont Frau Wesselhöfft daher eindringlich.
Nicht nur über Berlins Straßenkatzen informiert die zweite Themenführung des Berliner Tierheims. Bis zu 1400 Tiere sind in dem zentralen Rundbau und den Seitengebäuden untergebracht, einige warten auch in Pflegestellen auf ihre Vermittlung. Zwei Drittel des runden Gebäudekomplexes im Zentrum der Anlage sind den Hunden vorbehalten. Jeder von ihnen hat eine eigene Box mit Freigang und Fußbodenheizung. „Damit es auch im Winter schön warm ist“, sagt Kaminski. Ein großer Freilauf, professionelle Hundetrainer, die engagierte Gassigruppe und ein eigener Hundereha- und Trainingsbereich sorgen darüber hinaus für das Wohlergehen der herrenlosen Schützlinge.
Neben Katzen und Hunden versorgen 140 festen Mitarbeiter und zahlreiche ehrenamtliche Helfer auf dem Tierheimgelände auch eine Menge anderer Tiere: Hasen und Meerschweinchen sind hier ebenso untergebracht wie sogenannte Nutztiere – Schweine, Hühner und Hausenten – Rhesus- und Lisztäffchen, Schildkröten, exotische Echsen, Papageien und Tauben. „Ob nun ein verletzter Schwan unsere Hilfe braucht, oder 200 Mäuse aus Animal-Hording befreit werden, uns liegt das Wohl aller Tiere am Herzen“, so die Pressereferentin.
Gegen Ende der Führung lädt Beate Kaminski alle Besucher dazu ein, sich im Tierschutzverein zu engagieren. „Egal ob als Streichelpate, Gassigänger oder Päppel-Eltern – alle Tierfreunde sind herzlich dazu aufgerufen, die Arbeit des Berliner Tierheims tatkräftig zu unterstützen!“ Wer helfen möchte, kann sich auf der Website oder direkt vor Ort über die Möglichkeiten der Mitarbeit informieren.
Die nächste kostenlose Themenführung des Tierheims Berlin findet am 12. Mai statt. Thema der Führung: „Anschaffung eines Heimtiers – Ein Kaninchen aus dem Baumarkt?“ Um eine Anmeldung wird gebeten.