Fleisch mit Knochen oder ohne – diese Frage hat schon so manche Grundsatzdiskussion nach sich gezogen. Im neuen Restaurant To The Bone finden beide Vorlieben Platz wie auch der Griff zum mehrere Wochen gereiften Rind- und Wildfleisch. Das Stichwort lautet Dry aged. Ähnlich wie Käse entwickelt Steak einen intensiveren Geschmack, wenn es bei besonders gleichmäßigen Temperaturen reift.
Das To The Bone ist die zweite Liebeserklärung von Giacomo Mannucci an Fleisch aus Italien. Denn wie in seinem Schöneberger Grillrestaurant To Beef or not to Beef, setzt er auch an der neuen Adresse in Mitte auf spezialisierte Fleischlieferanten aus Italien. So stehen unter anderem Bistecca Fassone, das mindestens 28 Tage am Knochen gereift wird (10,50 Euro pro 100 Gramm) oder Rehrücken aus italienischem Wildbestand, dass zwölf Tage am Knochen gereift wird, auf der Karte.
Bologna auf der Zunge
Wir bekommen die Rinder-Consommé zu testen, die uns sofort wieder an unseren Urlaub in Bologna erinnert. Die Brühe ist nicht zu salzig und versprüht einen intensiven Gemüse- und Fleischgeschmack, der schon fast süßlich ist. Wir fühlen uns danach auf jeden Fall gewappnet für die nun nahenden Wintermonate. Auch der hauchfein geschnittene Kürbis mit Ricottacrème lässt uns von schmalen Gassen, bunten Märkten und Dolce Vita träumen. Ebenfalls ein wahrer Gaumenschmaus sind die gefüllten Tortellini mit Ragout. Die servierte Pasta wird traditionell von Hand gerollt, geschnitten oder gefüllt von Laura Pepe, die aus der Region Emilia Romagna stammt.
Trotz der eindeutigen Fokussierung auf Fleischgerichte können sich Vegetarier auch hierhin trauen. Zur Auswahl stehen eingelegter Hokkaidokürbis mit Butternusskürbis-Püree (13,50 Euro) oder auch das Risotto mit Haselnuss und Akazienhonig (15 Euro).
Küchenchef Matthew Davies verbindet die traditionsreiche norditalienische Küche – aus der beispielsweise auch Spaghetti Bolognese stammt – mit Zutaten aus Japan: So wird Rinderfilet mit yuzuglasierten Karotten und Misobutter (14,50 Euro) gereicht. Aber auch das mittlerweile gehypte Knochenmark und Ochsenschwanzconfit vereint er mit Crostini (14,50 Euro) zu einem Gericht.
Salon, Club und Bar
Das Ambiente ist eine Mischung aus englischer Salonkultur mit senfgelber Samtcouch sowie urbanen Deckenlampen vom Filmset, die auf Clubatmosphäre durch rotes Neon-Licht treffen. Dieses schimmert durch die lichtdurchlässigen Wände in den Essensraum und sorgt dadurch für dieses Nachtclub– und Tanzflair. Wir fühlen uns sofort wohl.
Das Restaurant verfügt über eine ausladende Bar, die das Herzstück des Raumes ist und dazu einladen soll, die Aperetivo-Kultur aus Norditalien auch in Berlin hochleben zu lassen. Gemeinsam mit den Betreibern der Bar Zentral in Charlottenburg wurde an der Cocktailkarte gefeilt. Die beinhaltet neben Klassikern und einer ganz ordentlichen Weinauswahl auch saisonale Besonderheiten wie etwa einem Brause Punch (11 Euro), ein Cocktail mit Mezcal, Tequila, Hibiskus, Allspice und Orange Sherbet. Auch Freunde von Negroni dürfen sich über mehrere Variationen freuen.
Fazit: Neu interpretierte italienische Klassiker können eine wahre Gaumenfreude sein, das hat der Sternekoch Massimo Bottura, der ja auch aus Norditalien stammt, bereits bewiesen. Das To The Bone bringt diesen Spirit nun in die belebte Torstraße, die jetzt nicht unbedingt arm an Essenslokalen jeder Color ist. Allerdings kannst du dich im To The Bone auf bestes Fleisch und italienische Finesse konzentrieren fernab von Steakhouse-Einfachheit und Vorhersehbarkeit. Die Preise sind allerdings nicht unbedingt für den kleinen Geldbeutel geeignet.
Das To The Bone bietet neben Bar und Speisesalon ein Separee an, das für private Veranstaltungen reserviert werden kann. Dazu gibt es für den Sommer eine Außenterrasse. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Samstag von 18 bis 23 Uhr, die Bar hat bis 3 Uhr geöffnet. Zahlungen per Karte sind erst ab 25 Euro möglich.