Wir treffen Tobias Schenke – lässig gekleidet in nicht mehr ganz neue Turnschuhe, Wollpulli und dank Halstuch vor den ersten kühlen Herbstwinden geschützt – vor dem angesagten koreanischen Restaurant Kimchi Princess. Dieses liegt nur wenige hundert Meter von seiner Altbauwohnung, auf der Grenze zwischen Kreuzberg und Neukölln, entfernt. „Die Lebensqualität ist hier im Kiez einfach wahnsinnig hoch. Überall kann man am Wasser sitzen und man hat keine weiten Wege zu netten Adressen“, so Schenke, der seit seinen ersten großen Filmerfolgen Ende der 90er Jahre lange als Teenie-Star mit Punk-Attitüde gehandelt wurde und gefühlt nur wenige Partys in der Stadt ausließ. In diesen Dingen habe er sich mittlerweile jedoch ein „bisschen beruhigt“: „Ich habe heute nicht mehr den Drang, bei allem dabei sein zu müssen“, schmunzelt er.
Stattdessen schätzt Schenke nun zunehmend lange Spaziergänge durch die Stadt, die ihn nicht nur ans Spreeufer, sondern auch an den Schlachtensee oder die Krumme Lanke führen, sowie Ausflüge zu seiner Großmutter, die in Brandenburg ein Seegrundstück besitzt. „Dort habe ich ein kleines Boot und das ist für mich das größte Privileg: Einfach rausfahren und das Wasser genießen zu können, ohne mich an irgendeinen Strand quetschen zu müssen.“ Auch ein Rad will sich der Schauspieler demnächst „unbedingt wieder anschaffen“.
Schenkes Lieblingsadressen
Auch in anderen Ecken der Stadt ist Schenke gerne unterwegs, auch wenn er Bezirke wie Mitte oder den Prenzlauer Berg „zu hipstermäßig zum Leben“ findet. Gerade im Prenzlauer Berg könne man erleben, wie es sei, wenn sich „ein Kiez fertiggewandelt“ habe. „Kreuzberg hat sich in den vergangenen fünf Jahren ebenfalls ziemlich schnell in diese Richtung entwickelt und ist sehr touristisch geworden“, findet Schenke, der sich in den 90ern nicht zuletzt wegen der aktiven linken Szene in den Bezirk orientierte. „Aber nicht missverstehen: Ich finde es toll, dass so viele verschiedene Menschen herkommen. Blöd wird es bloß, wenn sie wegen der Party kommen und anschließend bleiben und dann bürgerliches Kleinspießertum verbreiten.“ Als Beispiel führt Schenke die Geschichte eines Mannes an, der eine Wohnung über dem legendären SO36 bezog und die Einrichtung anschließend mit Lärmklagen überschüttete.
Schokolade von den Grenzern
Aktuell könnt ihr Tobias Schenke im Crowdfunding-finanzierten Thriller „Gefällt mir“ erleben, der seit Anfang Oktober in den deutschen Kinos läuft und auf dem Cinestrange Filmfestival 2014 mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Im Film spielt Schenke einen Polizisten auf der Jagd nach einem Serienmörder, der seine Opfer über das Internet ausfindig macht. „‚Gefällt mir‘ ist eine Satire, die nicht zuletzt die Gefahren des Internets aufzeigen will. Der Begriff NSA ist so wahnsinnig abstrakt. Wir wollen zeigen: Jeder der dich kriegen will, kriegt dich – dank der ganzen Infos, die du über dich ins Netz stellst“, so Schenke.
Alle weiteren Infos zum Film findest du hier.