People Festival

Tom Michelberger: „Dieses Festival ist im Geist von Berlin entstanden!“

Das People Festival bringt Musiker unterschiedlicher Genres zusammen.
Das People Festival bringt Musiker unterschiedlicher Genres zusammen.
Am 18. und 19. August findet eines der wohl ungewöhnlichsten Festivals am Funkhaus Berlin statt. Es gibt kein fixiertes Line-up oder Headliner, vielmehr finden Künstler zu anderen Künstlern, um gemeinsam Neues zu erschaffen. Mit dabei unter anderem The National, Bon Iver, Leslie Feist und Woodkid. Wir haben mit dem Mitbegründer Tom Michelberger gesprochen und erfahren, was so hinter den Kulissen vor sich geht.

Eine Woche lang ist das Michelberger Hotel ein Ort allein für Musiker. Keine regulären Gäste, nur musikalischer Austausch, denn das People Festival steht bevor. Das Event wurde von Justin Vernon (Bon Iver), Aaron und Bryce Dessner (The National) sowie Nadine und Tom Michelberger in seiner jetzigen Form entwickelt. Letztere sind die Schnittstelle für alle organisatorischen Arbeiten des mittlerweile stark gewachsenen Festivals. Waren es 2016 noch 80, sind nun 180 Künstler und Künstlerinnen angekündigt. Sie werden sich in unterschiedlichen und unerwarteten Konstellationen zusammenfinden und performen. Das Endergebnis der einwöchigen Proben kannst du am 18. und 19. August dann live erleben, wenn sich die Studiotüren des Funkhauses an der Nalepastraße öffnen. Das Ganze findet aber ohne fixes Line-up und Timetable statt.

Startschuss für das People Festival war 2011, als das Ganze noch Michelberger Mystery Music Festival hieß, erzählt Tom Michelberger, als wir uns im Außenbereich des Hotelrestaurants treffen. Die Idee viel freier mit dem Konzept eines Festivals umzugehen, startete aber bereits während der Bauphase des Michelberger Hotels im Jahr 2009. „Schon damals haben wir im Keller Partys und Konzerte organisiert, die uns aus dem Baualltag gerissen haben. Eines unserer ersten Besorgungen für das Hotel war auch ein kleines Piano für die Lobby.“

Tom und Nadine Michelberger.

Viele Musiker fanden laut Tom immer wieder den Weg zum Hotel, schließlich liegt es nicht weit von Konzertspots wie dem Astra oder dem Lido. Freundschaften wurden geschlossen und immer wieder traten Musiker spontan auf und nutzten auch das kleine Piano. „Wir haben uns überlegt, wir wollen jetzt hier keine Konzertstätte machen, so etwas gibt es genug in Berlin. Uns schwebte lieber etwas Spontanes vor, ohne Booking, ohne Gage und ohne Tickets oder Eintrittspreise. Es sollte wirklich nur darum gehen, dass die Musiker hier spielen können und wir laden dazu ein. Das haben wir jahrelang so gemacht.“

QIEZ: Wie habt ihr als Berliner Hoteliers den Kontakt zu so internationalen Größen wie Bon Iver aufgebaut?

Tom Michelberger: „Wir haben hier diesen physischen Ort, wo sich viele wohlfühlen und das spricht sich rum. Wir haben mit der Musikindustrie und der Musikwelt nichts zu tun, und genau das war immer hilfreich. Wir haben den Künstlern stets zugehört, was für sie ideal wäre und so sind wir auch an das erste People Festival 2016 ran gegangen. Wenn wir diese Räume im Funkhaus zur Verfügung haben, wie wäre es zum Beispiel, wenn wir alle Leute, die wir toll finden und mit denen wir zusammenarbeiten wollen, alle zusammen an einen Platz bringen. Alle können tun was sie wollen: Wir sagen nur, bringt eure Ideen mit und wir laden Zuhörer ein. Diese Intimität ist was ganz Besonderes.“

Q: Das macht auch euer Festival aus…

T: „Ja. Der Prozess, wie Musik gemacht wird, bleibt oft vorenthalten. Die unterschiedlichen Zustände von Musik, bis ein Song entsteht, sind aber äußerst interessant. Beim letzten Mal hat Alt J eine 20-minütige Session gemacht. Wenn ich das jetzt anhöre und dann das Album, merke ich wie Songs weiterentwickelt worden sind. Dieses Hörerlebnis von zerbrechlicher Musik genau in diesem Moment, da springt Emotion rüber und nicht bei einer perfekten riesigen Hochglanzbühne. Ich glaube, wir entdecken da was, womit sich viele Leute verbinden lassen, denn es ist spannend an diesem kreativen Prozess teilzuhaben. Es geht doch nicht nur ständig darum Superstars zu kreieren, die so unerreichbar sind, sondern es soll gesehen werden, dass da ganz normale Menschen dahinter stehen, die in manchen Bereichen außergewöhnliche Talente haben. Deshalb auch der Name People.“

Q: Was passiert in der Probewoche – kannst du uns einen Blick hinter die Kulissen geben?

T: „Aaron und Bryce werden ein Studio haben und an neuen The National-Sachen arbeiten. Justin Vernon (Bon Iver) wird auch einen Raum für sich haben, wo er neue Songs entwickelt. Er lässt einfach die Tür offen und guckt, wer sich dazugesellt. Wir haben auch ganz viele tolle Produzenten wie Howard Bilerman dabei. Der hat die erste Platte von Arcade Fire produziert. Er möchte gerne mit allen arbeiten. Daher wird es für die Organisation Listen geben, welche Leute gut zueinander passen könnten. Und dann entstehen Sessions mit vier bis fünf Musikern und dann schaut man, wie es weiter geht. Es gibt auch ganz große Ideen. So will ein Künstler gerne Beethovens 9. Sinfonie mit allen Musikern einspielen.“

Q: Unter anderem sind Auftritte von Leslie Feist, Damien Rice oder Woodkid angekündigt, wie bekommt man die ohne Gage zusammen?

T: „Diese Ansammlung an Talenten ist außergewöhnlich. Wenn wir da anfangen, eine Gage zu zahlen, können wir uns die Hälfte gar nicht leisten und es wäre etwas komplett anderes. Die Idee war ja, dass Künstler frei mit anderen Künstlern in Austausch treten. Dieser Wunsch kam aus ihnen selbst heraus. Bryce hat zuvor, obwohl er ein geborener Kollaborateur ist, noch nie mit einem Rapper zusammengearbeitet. Sich zu öffnen, das machen wir mit dem Festival. Natürlich muss sich das Publikum auch öffnen, das geht gar nicht anders. Allerdings was wir jetzt machen mit fast 200 Künstlern sowie Chor und Tänzer das wird es so nie wieder geben. Dass so was überhaupt zusammenfindet, ist das größte Wunder. Unser Ziel ist, es nächstes Mal kleiner zu halten, damit es auch nachhaltiger und wirtschaftlicher wird. Bleibt etwas übrig, dann soll es zu gleichen Teilen an die Künstler gehen. Es ist wichtig für die Künstler zu wissen, dass es frei von jeglichen anderen Interessen ist. Das ist aber auch nur möglich, weil wir direkten Kontakt mit den Künstlern haben. Da sind keine Manager oder Labels involviert.“

Q: Welchen Einfluss hat die Stadt auf dieses spezielle Festival?

T: „Es ist im Geiste von Berlin entstanden. Wir lieben die Stadt, seit dem ersten Tag, wo wir hier sind. Das Festival würde es ohne Berlin nicht geben. Ich bin für die Möglichkeit Zeit zu haben, hergekommen. Ich wollte nicht irgendwo irgendetwas machen müssen, sondern herausfinden was ich tun will. Berlin hat mir die Zeit und den Raum gegeben und da sind wir wieder bei den Künstlern. Wir geben nun denen Zeit und Raum, damit sie das machen können.“

Q: Warum teilt ihr eigentlich das Publikum auf?

T: „Das liegt an der Studiogröße. Die haben unterschiedliche Kapazitäten: von 50 bis zu 1000 Menschen. Insgesamt haben wir Platz für 4000 Besucher, die wir in zwei Gruppen aufteilen. So sind zu einer Zeit 2000 Besucher in den Studios verteilt, während die anderen draußen bei der Außenbühne sind. Da gibt es auch Essen und man ist am Wasser. Jede Stunde wird dann rotiert. Mein Tipp: Früh kommen lohnt sich, weil sonst verpasst man die Hälfte. Das Festival steigert sich nicht langsam, sondern steigt gleich mit Pauken und Trompeten ein.

Das People Festival findet am 18. und 19. August am Funkhaus in der Nalepastraße statt. Einlass ist ab 12 Uhr, die Shows sind von 14 Uhr bis Mitternacht angesetzt. Das Weekend-Ticket sowie das Samstag-Tagesticket sind bereits ausverkauft. Mehr Infos zu den Künstlern erfährst du auf der People Website.

 

Funkhaus Berlin, Nalepastraße - 1850, 12459 Berlin

Telefon 030 53805401

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