Niederschöneweide - Die Alte Feuerwache ist um einen Neubau und viele Bücher reicher. Fünf Jahre lang wurde gebaut, jetzt hat auch Treptow eine moderne Mittelpunktbibliothek mit einem eigenen Veranstaltungsraum und Verwaltungsgebäude. Vier Bezirksbibliotheken fusionieren in dem Neubau. Dafür hat die Neue eine Menge zu bieten.
„Das Schönste an unserer neuen Bibliothek ist ihre Existenz!“, freut sich Jürgen Radzkowski, der den Fachbereich Bibliotheken des Bezirksamtes Treptow-Köpenick leitet. Viele dachten er sei größenwahnsinnig, als er nach dem Großprojekt in Köpenick noch eine millionenschwere Bibliothek in den Bezirk holen wollte. Doch Radzkowski möchte den beiden Teilbezirken Treptow und Köpenick eine übereinstimmende Grundversorgung und Ausstattung bieten. Im Jahr 2009 war klar: Die denkmalgeschützte Alten Feuerwache wird zur neuen Mittelpunktbibliothek. Für insgesamt 6,4 Millionen Euro wurde sie saniert und um einen Massivbau aus dunklem Holz erweitert. In der ehemaligen Wagenhalle ist ein Veranstaltungsraum entstanden, in dem es Kooperationsveranstaltungen mit Schulen, Volkshochschulkurse, Bilderbuchkino für Kinder oder Leseabende für Erwachsene und Jugendliche geben soll. Wer weiß, was sonst aus der baufälligen Feuerwache geworden wäre, die „eigentlich nur noch aus Gewohnheit gehalten hat“, wie Radzkowski betont? Die finanziellen Mittel für den Umbau stammen großteils vom Bezirk, aber auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Europäische Fond für regionale Entwicklung haben den Bau mit je 1,2 Millionen Euro bezuschusst.
Seit dem 13. April 2015 ist Schöneweides neue Mittelpunktbibliothek nun geöffnet und schon in den ersten Tagen gut besucht. Innen ist sie großzügig und offen gestaltet, mit dem hellen Sichtbeton wirkt die Ausstattung so zweckmäßig und schnörkellos wie einladend. Damit passt sie gut in den Bezirk. Außerdem sorgen auf allen drei Etagen helles Holz, hellgrüne Elemente und durchgehende Fensterfronten für eine freundliche Atmosphäre – selbst im Untergeschoss.
Durch ihre Architektur erinnert die Mittelpunktbibliothek in Treptow ein bisschen an das Haus in Köpenick. „Es sind Schwestern, aber keine Zwillinge“, sagt Radzkowski dazu und meint, dass beide Häuser von unterschiedlichen Planern und Architekten realisiert wurden. Außerdem: „Nach Köpenick muss man wollen, in Schöneweide kommt man sowieso vorbei“. Schließlich sei die Alte Feuerwache nur wenige Gehminuten vom S-Bahnhof entfernt und damit aus dem gesamten Einzugsgebiet gut zu erreichen. Das fasst 60.000 Menschen aus Johannisthal, Baumschulenweg, Ober- und Niederschöneweide.
In Bohnsdorf gibt es nur noch mobile Bücher
In diesen Ortsteilen mussten für die Eröffnung der Neuen andere Standorte weichen: die Leihstätten in Baumschulenweg, Johannisthal und Oberschöneweide gibt es nun nicht mehr. Auch Leselustige aus Bohnsdorf haben keine eigene Bibliothek mehr. Man habe aber genau überlegt, wie lange man von dort nach Schöneweide brauche, so Radzkowski und die acht Bahnminuten von Grünau bis nach Schöneweide für zumutbar befunden. Für all die, die diesen Weg nicht auf sich nehmen wollen oder können, hält außerdem bald ein mobiler Bücherbus in Bohnsdorf.
Die Vorteile der neuen Bibliothek liegen jedenfalls auf der Hand: Sie ist so gut ausgestattet und bewirtschaftet wie bisher keine Bibliothek in Treptow. An sechs Wochentagen ist sie insgesamt 51 Stunden lang geöffnet, beherbergt etwa 75.000 Medieneinheiten von der Zeitschrift bis zur DVD, die mit moderner Technik durchstöbert und entliehen werden können, es gibt 16 Computerplätze, zwei Arbeitsplätze zum Drucken und Scannen, W-Lan im ganzen Haus und die erste Rückgabestation an der Außenfront einer Bibliothek im Bezirk. Und das Wichtigste: Es ist noch Platz in den Regalen, denn die neue Bibliothek ist „wie es sich gehört auf Zuwachs gebaut.“ Radzkowski wird wissen, wovon er spricht. Schließlich ist die Zahl der Bibliotheksnutzer in Köpenick gestiegen, seit es dort eine Mittelpunktbibliothek gibt.