Eine „Grundinstandsetzung und Erweiterung“ des Empfangsgebäudes der U- Bahn verspricht die BVG auf ihrem Bauschild. Was sie darunter versteht, zeigt sich jetzt am Bayerischen Platz in Schöneberg. Bei der „Grundinstandsetzung“ sind fast nur noch die Grundmauern übrig geblieben, alles andere vom 1971 beim Bau der U 7 errichteten Gebäude ist – zum Entsetzen vieler davon überraschter Anwohner – bis auf einen Rest abgerissen. Die BVG will sich dazu derzeit nicht äußern. Die Zuständigen seien alle in Urlaub, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Unter den knapp 11 000 Beschäftigten lasse sich derzeit keiner finden, der Auskunft geben könne.
Nach Informationen des Tagesspiegels soll das Gebäude weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut werden – ähnlich wie beim Bahnhof Krumme Lanke Ende der 80er Jahre.
Der Bau war maroder als angenommen
Der Abriss am Bayerischen Platz, der zunächst nicht vorgesehen war, soll erforderlich geworden sein, weil sich herausgestellt habe, dass der Bau maroder war als angenommen. Eine Instandsetzung wäre dadurch teurer geworden als ein Abriss mit anschließendem Wiederaufbau. Denkmalgeschützt war der Bau nicht. Der Aufsichtsrat hatte die „Grundinstandsetzung“ im April genehmigt. Angaben zu den Kosten hatte die BVG damals nicht gemacht.
Entstanden war das Gebäude nach einem Entwurf des Architekten Rainer G. Rümmler von der damaligen Senatsbauverwaltung. Rümmler plante von den 60er Jahren bis Mitte der 90er fast alle neuen U-Bahnhöfe. Dabei versuchte er in der Regel, einen Bezug zum Namen der Station herzustellen. Während er sich am Bayerischen Platz dabei noch zurückhielt und lediglich mit den Farben Weiß und Blau auf die bayerischen Landesfarben verwies, wurden die späteren Stationen, etwa Paulsternstraße an der U 7 oder Paracelsus-Bad an der U 8, pompöser und zum Teil dekorativ überladen.
Auch in der Vergangenheit nahm die BVG keine Rücksicht
Was von seinem Entwurf am Bayerischen Platz übrig bleibt, wird sich zeigen. In der Vergangenheit nahm die BVG oft keine Rücksicht auf historischer Werte. So ersetzte sie Mitte der 80er Jahre auf dem Bahnhof Kurfürstenstraße der heutigen U 1 die vom hochgelobten Architekten Alfred Grenander, der in den Anfangsjahren des U-Bahn-Baus in Berlin das Bild der Bahnhöfe geprägt hatte, die schlichten grau-violetten Fliesen durch pastellfarbene Nachfolger. Ähnlich war die BVG fast zeitgleich am 1961 eröffneten Bahnsteig der U 9 in der Station Spichernstraße vorgegangen.
Es soll eine Begegnungsstätte und ein Café geben
Verändert hat sie am Bayerischen Platz bereits die Vorhalle beim Zugang von der Nordseite. In der neu gefliesten Anlage hat die BVG Fotos zur Geschichte des Bayerischen Platzes integriert – wie bereits am Bahnsteig der U 4, der 1909/1910 erbaut worden war und, anders als das Rümmler-Werk, unter Denkmalschutz steht. Neu hinzukommen soll im künftigen Gebäude nach Tagesspiegel-Informationen eine Begegnungsstätte für Anwohner, vielleicht als Café. Aber auch dazu gab es bei der BVG keine Auskunft. Urlaubszeit eben.
Und die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler (SPD), wollte ebenfalls nichts Genaues sagen. Die Gespräche seien noch nicht abgeschlossen, teilte sie mit. Mit der BVG habe man zudem vereinbart, sich im Herbst zu äußern. Im Oktober sind allerdings wieder Ferien – aber nur zwei Wochen. Dann dürfte auch die BVG in der Lage sein, Auskünfte zu geben.