Die junge Frau auf dem Bildschirm erzählt Geschichten von ihrem Vater. Sie sieht dabei direkt in die Kamera, so als würde sie mit dir sprechen, sich dir anvertrauen und mit dir in einen Dialog treten. Plötzlich verschwindet die Frau, während auf einem zweiten Bildschirm eine weitere Frau erscheint. Auch sie sieht dich an und beginnt aus ihrem Leben zu erzählen. Die 60-minütige Videoinstallation wie es dir geht von Lisa Peters besteht aus mehreren, separat aufgenommenen Unterhaltungen, in denen 21 Frauen Einblicke in ihr Leben geben.
Die 28-jährige Künstlerin thematisiert in ihren Arbeiten anhand von unterschiedlichen Medien das Verborgene, unter der Oberfläche liegende und untersucht dabei die Grenzen zwischen Individuum und Umwelt. So auch ihr fotografisches Werk Superwoman. Es zeigt sie und ihre Freundin Lisa Drost, die beide einen Superman-Ohrstecker tragen: „Die Ohrringe haben wir während unserer gemeinsamen Weltreise in Kolumbien gekauft“, erzählt Lisa Peters. Das Werk stellt dar, wie Dinge, mit denen wir uns im Alltag schmücken, auf unseren Charakter verweisen. Denn ob nun Accessoires, Schuhe oder ein Tattoo – auch die kleinsten Indizien geben Rückschlüsse auf unsere Identität.
Lisa Peters gehört mit Rafael Ibarra und Gary Schlingheider zu den diesjährigen Preisträgern des Meisterschülerpreises des Präsidenten der Universität der Künste, die am 30. November gemeinsam ihre Ausstellung im Haus am Lützowplatz eröffnen. Er ist der höchste Preis der Fakultät Kunst und wird alljährlich von einer hochkarätig besetzen Jury vergeben. Von den rund 50 Meisterschülern werden drei ausgewählt, die mit dem Preis ausgezeichnet werden. Ziel dieses Preises ist es, eine Brücke zwischen dem Unileben und dem Kunstbetrieb zu bauen. Vor 20 Jahren wurde der Meisterschülerpreis ins Leben gerufen und gibt jungen Künstlern seitdem nicht nur die Möglichkeit ihre Arbeiten in einer Ausstellung zu präsentieren, sondern stattet die Preisträger auch mit einem eigenen Katalog aus.
Die Erfahrung eines besonderen Raumgefühls steht bei Gary Schlingheider im Vordergrund. Der 34-Jährige studierte Malerei und schloss sein Studium dieses Jahr im Februar ab. Seine plastischen Arbeiten aus Stahlkonstruktionen sind wie abstrakte Zeichnungen, die ihren Bildgrund verlassen haben. Das 15-teilige Serie 3D PLUS besteht aus geometrischen Konturen und intensiven Farben und erlangt eine erfahrbare Präsenz im Raum. „Meine Werke sollen keinen Inhalt haben. Es geht vielmehr um das Geben und Neben von Raum und Kunst“, so Gary, der seine Objekte aufs einfachste reduziert, damit sie offen bleiben für Anregungen und Veränderungen von außen.
Rafael Ibarra stammt aus Mexiko und studierte unter anderem bei Ólafur Elíasson. Durch die Präsentation von Objekten und Phänomenen will der Künstler die Atmosphäre der Ausstellungsräumlichkeiten verändern. Dafür zeigt er zeitbasierte Skulpturen und setzt sich mit Ritualen und Zeremonien auseinander. Zur Ausstellungseröffnung wird Rafael eine Art Performance seiner Arbeit Ophelia zeigen. Inspiriert von Kindheitserinnerungen und Shakespeare wird dabei der prozessartige Charakter durch die Befreiung einer unbeweglichen Skulptur dargestellt. So soll dem Publikum bewusst werden, dass unsere Realität eine subjektive Konstruktion ist.
Die Ausstellung läuft bis zum 7. Januar 2018, die Ausstellungseröffnung findet am 30. November 2017 ab 19 Uhr im Haus am Lützowplatz statt.