„Zug nach Pankow – einsteigen bitte!“ Ja, schon gut, Udo, wir sitzen doch längst drin. Oder war das technisch nicht machbar, deine Nuschelstimme nur draußen auf dem Bahnsteig ertönen zu lassen und nicht auch hier drinnen im Zug? Aber das wäre doch nur das halbe Vergnügen gewesen, und das Grüppchen Fahrgäste, die sich gerade fragten – „Die Stimme kenn’ ich doch“ –, wer das denn gewesen sei, wäre in ihr Rätselraten vielleicht nicht geraten, wenn du ihnen beim Aussteigen am Mendelssohn-Bartholdy-Park nicht gleichzeitig von innen und außen, also gewissermaßen stereo, erklärt hättest, das dies der „Zug nach Pankow“ sei.
Allerdings nicht der „Sonderzug nach Pankow“, der fährt erst am 25. März ab, der Höhepunkt der Zusammenarbeit von BVG, RadioBerlin 88,8 – und eben Udo Lindenberg. Einen Monat lang hatten allerlei Prominente die Stationen der U-Bahn-Linie 2 zwischen Ruhleben und Pankow angesagt, was manchen nervte, wurden dann abgelöst durch Normalberliner, ausgesucht aus mehr als 2000 Bewerbern. Aber der Panikrocker ist nun auch dabei, stellt sich am Olympiastadion, seinen Auftrittsort am 14. Juli, als „Nachtigall“ vor, verspricht am Potsdamer Platz, wo bekanntlich sein Ost-West-Musical läuft, dass es hinterm Horizont weitergehe, und stimmt vor der Einfahrt in die Endstation Pankow seinen berühmten Sonderzug-Song an.
Am Mittwoch wird Lindenberg den Füller gegen das Mikro vertauschen. Mit zwei Bandkollegen seines Panikorchesters wird er live auf einer Fahrt der U2 zwischen Olympiastadion und Pankow auftreten, gefolgt von einem Clubkonzert im Ballhaus Pankow ab 20 Uhr. Diesmal ist die gesamte Band dabei – angekündigt als „Rock’n’Roll ohne Protokoll“. Allerdings: Weder für die Fahrt mit dem U-Bahnzug noch für das Clubkonzert gab es Karten zu kaufen. Der Sender veranstaltete fürs Konzert ein Quiz, bei dem die Teilnehmer beantworten mussten, wie Lindenberg die Leute, die im Palast der Republik singen durften, genannt hat: Schlagerheinis? Schlagerfuzzis? Schlageraffen?
Geholfen hat auch das vorerst nichts. Immerhin engagierte sich Lindenberg damals in der neuerstarkten Friedensbewegung, das machte ihn für die DDR als potentiellen Verbündeten im Kampf gegen den Nato-Doppelbeschluss attraktiv. Und als der westdeutsche Konzertimpresario Fritz Rau der DDR-Seite für ein Friedenskonzert im Palast der Republik ihren Herzenswunsch Harry Belafonte nur im Doppelpack mit Lindenberg erfüllen wollte, war es endlich soweit. Vereinnahmen ließ Lindenberg sich aber nicht, richtete seine Friedensbotschaft an West wie Ost: „Keine Pershings und keine SS-20.“
RadioBerlin 88,8 überträgt das Konzert live ab 20 Uhr. Auch das rbb-Fernsehen sendet live vom Geschehen um den Zug. Ein Bericht vom Konzert folgt bei rbb aktuell um 21.45 Uhr. Mehr unter www.radioberlin.de.