Das Café Olé auf dem Gelände der ufaFabrik ist der ideale Platz, um mit Fridolin „Frido“ Hinde zu plaudern und einen Tee zu trinken. Der Geschäftsführer des ufaFabrik Kulturzentrums ist buchstäblich ein Kind dieses Ortes. Sein Vater gehörte zu jenen „Ureinwohnern“, die das Gelände des ehemaligen Filmkopierwerks 1979 „friedlich in Betrieb nahmen“ und dort nicht nur kreativ waren, sondern auch lebten. Frido wuchs hier auf.
Die Besetzung des Geländes wurde später legalisiert, die künstlerisch und ökologisch bewegten Bewohner erhielten das Erbbaurecht, das kürzlich um 50 Jahre verlängert wurde. Für Frido Hinde die Voraussetzung, damit hier in absehbarer Zeit weiterer Wohnraum entstehen und er selber auf das Gelände zurückkehren kann, wo er Kindheit und Jugend verbrachte. Seit 2014 arbeitet der studierte Volkswirt, Jahrgang 1983, bereits wieder hauptberuflich für die ufaFabrik, eingebunden ist er noch länger. Noch lebt er am Platz der Luftbrücke, knapp jenseits der Grenze zu Kreuzberg.
Ein tolles Konzert an einem entspannten Ort
Zu Hindes Alltag als Geschäftsführer des internationalen Kulturzentrums gehört neben Finanzen und Werbung auch die Programmplanung, für die er sich wöchentlich mit drei Kuratoren abstimmt. „Interdisziplinäre darstellende Künste“ ist Hindes Definition für das, was in der ufaFabrik geboten wird: Theater, Comedy, Kabarett, Zirkus und Musik, mit dem Schwerpunkt Weltmusik. Dabei bedienen die Macher einerseits Nischen, bieten auch unbekannten Künstlern eine Bühne. Andererseits muss natürlich die Kasse stimmen. Mit Abstand die größte Nachfrage gab es im ersten Halbjahr 2018 beim Auftritt des malischen Musikers Bassekou Kouyaté. Auch Frido Hinde war begeistert: „Ich fand das Konzert so gut und habe gedacht: Cool, dass wir das machen!“
Die Besucher der ufaFabrik kommen vorwiegend aus West-Berlin, das haben Umfragen ergeben. In Tempelhof hat das Kulturzentrum mit seinem Angebot ein Alleinstellungsmerkmal. So kämen nur wenige Leute zufällig vorbei, glaubt der Geschäftsführer. Andererseits sei es ein Vorteil, weil kulturinteressierte Menschen aus der Umgebung vermutlich alle gerne in die ufaFabrik gingen. Wir können das nachvollziehen: Das Gelände ist nicht nur schön zum Kulturgucken, sondern auch einfach zum Abhängen und etwas trinken.
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Geliebtes Tempelhof
Und die Umgebung? „Wir lieben Tempelhof“, sagt Frido Hinde. „Gerade weil es etwas Ruhiges, Grünes und Zurückgezogenes hat, nicht immer so hektisch ist.“ Es gebe kaum Hotels, die Gegend sei touristisch nicht überlaufen und der nahe Tempelhofer Damm auch nicht sonderlich attraktiv. Eine Institution dort will Hinde aber nicht missen: „Ich bin leidenschaftlicher Karstadt-Besucher“, outet er sich. „Ich mag die alten Warenhäuser.“
Wie sieht es mit dem Tempelhofer Hafen aus? Das nur wenige Meter von der ufaFabrik entfernte Areal sei gut entwickelt worden, findet Hinde. Auch wenn die Ideen aus dem Kulturzentrum nicht umgesetzt wurden. Deren Machern hatte ein „Hafen der Kulturen und Ökologie“ vorgeschwebt; nun stehen dort eher Einkaufen, Freizeit und Gastronomie im Vordergrund.