Die schwarz-grüne Gemeinschaft der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf will am Mittwoch darüber entscheiden, dass vor einer Umbenennung der Treitschkestraße zunächst die Bürger der Umgebung mithilfe von Abstimmungsbögen befragt werden.
Die CDU hatte die Umbenennung der Straße in der Vergangenheit abgelehnt, doch seitdem ihr die Mehrheit fehlt, muss sie mit den Grünen gemeinsam abstimmen. Der Antrag auf Umbenennung erlangte schon in mehreren BVV-Ausschüssen die Mehrheit. Jetzt sollen die Anwohner über den neuen Straßennamen entscheiden, denn das Thema sei „politisch und gesellschaftlich ausdiskutiert“.
Umbenennung in Kurt-Scharf-Straße?
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Buchta sagt hingegen, es handele sich um eine „politische Entscheidung“, die zu den Aufgaben der BVV gehöre. So will die SPD die Straße nach dem ehemaligen Berliner Bischof und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kurt Scharf (1902 bis 1990), benennen. Dieser habe in Steglitz und Zehlendorf gelebt und war außerdem viele Jahre lang Pfarrer der Patmos-Gemeinde an der Ecke Treitschke- und Gritznerstraße.
Am 21. Oktober jährt sich Scharfs Geburtstag zum 110. Mal, was aus Sicht der SPD ein passender Anlass zur Straßenumbenennung wäre. Fragt sich, ob die Seitenstraße der Schlossstraße, die bisher noch den Namen des Historikers Heinrich von Treitschke (1834 bis 1896) trägt, nach jahrelangem Dauerkonflikt nun doch so kurzfristig umbenannt wird.
Treitschke prägte einst den Satz „Die Juden sind unser Unglück“, der später von den Nationalsozialisten übernommen wurde. Seit Ende 2008 informieren Texttafeln auf einer Stele an der Ecke Lepsiusstraße über Treitschke; an einen seiner Gegner erinnert der Name des angrenzenden „Harry-Bresslau-Parks“.