Bis zum 15. Oktober wollte Verhoeven eigentlich in seinem großen temporären Zuhause auf dem Heinrichplatz ausharren. In dem gläsernen Container hatte er unter anderem Schreib- und Küchentisch sowie eine Toilette installiert. Mit einem Vorhang konnte der Künstler das Innere des Kastens wenn nötig verhüllen.
Die Proteste entzündeten sich weniger an der Zurschaustellung von Verhoevens eigenem Leben im Container, sondern vielmehr an seinen Aktivitäten am Computer. Über die Dating-App Grindr chattete der Künstler mit schwulen Männern; zunächst ohne sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie so Teil eines Kunstprojekts wurden. Denn die Texte der Unterhaltungen projizierte Verhoeven für alle lesbar an eine LED-Wand in seinem Glaskasten; die Bilder der Chat-Teilnehmer wurden dabei verfremdet – offenbar jedoch nicht in jedem Fall ausreichend stark.
Schläge und gesprungenes Glas
Ziel von „Wanna Play?“ war es, auf die „neue Heimlichkeit“ und die Unpersönlichkeit beim schwulen Dating per App aufmerksam zu machen. Verhoeven lud deshalb auch seine Chat-Partner öffentlich an den Heinrichplatz ein – allerdings nur zu nicht-sexuellen Aktivitäten. Ein Zwischenfall am Freitag beruhte darauf, dass der Künstler einen ‚Gast‘ vorher nicht über das Projekt informiert hatte. Dieser wurde gegenüber Verhoeven handgreiflich, als er bemerkte, dass er ungewollt Teil der Kunstaktion geworden war.
Am Sonntag waren auch eine beschädigte Scheibe und Eierspuren am sowie vor dem Glaskasten am Heinrichplatz zu sehen. Verhoeven und die HAU-Geschäftsführerin Amennie Vanackere stellten sich im Theater den Kritikern des Projekts und erklärten „Wanna Play?“ angesichts des massiven Widerstands vorzeitig für beendet.