Mal piepst es aus der einen Öffnung, dann aus einer anderen, ein alter Rosinenbomber hat davon schließlich jede Menge. Erst vor vier Jahren war die britische Hastings des Alliiertenmuseums mit großem Aufwand restauriert und neu angestrichen worden. Für diesen Sommer war eine Nano-Lackierung geplant, an der Tropfen besonders gut abperlen und die andere Außenobjekte des Museums an der Zehlendorfer Clayallee bereits erhalten haben. Da jedoch gefiederte Gäste den alten Vogel als idealen Nistplatz empfanden, mussten die Arbeiten bis nach der Brutzeit verschoben werden.
Das ornithologische Problem ist ohne Frage amüsant, doch gleichzeitig symptomatisch für die prekäre Lage des Alliiertenmuseums. Es befindet sich an einem authentischen Ort, mit dem früheren US-Kino „Outpost“ als Zentralgebäude, doch die Bedingungen sind alles andere als ideal. Daher wurden seit Jahren Pläne für eine Lageverbesserung gemacht, und nun scheint die Sache ins Rollen, das Wunschziel in Reichweite zu kommen: der Umzug in den Hangar 7 des Flughafens Tempelhof.
Umzug günstiger als Neubau
Dafür hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bereits vor vier Jahren plädiert – nun schickte ihm Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) einen Brief, der in die gleiche Richtung zielt: „Nach den vorliegenden Unterlagen ist der Umzug nach Tempelhof eindeutig die günstigere Variante gegenüber einem alternativ vorgeschlagenen Neubau an der Clayallee“, steht darin. Allerdings seien noch offene, Berlin betreffende Fragen zu klären, etwa die zusätzlichen Kosten für eine dauerhafte Öffnung des Hangars 7 sowie mögliche Miete für Büroräume. Auch sollte die Hauptstadt Umzug und Herrichtung des Hangars unterstützen, darüber hinaus schwebt Neumann ein neuer von Berlin betriebener Kulturstandort anstelle des alten Zehlendorfer Museums vor.
Das Alliiertenmuseum wurde 1998 eröffnet, in seinem Trägerverein sind neben dem Deutschen Historischen Museum, dem Bund und dem Land auch die ehemaligen drei Schutzmächte USA, Großbritannien und Frankreich vertreten. Zur Museumsfläche gehört neben dem denkmalgeschützten Kino von 1952/53 und einem Bibliotheksgebäude von 1979 auch das Freigelände, auf dem die großen Ausstellungsstücke dem Wetter ausgesetzt sind, neuerdings immerhin größtenteils durch Nano-Haut geschützt. Ein Mauersegment mit Wachturm steht dort ebenso wie die Hastings, das letzte Kontrollhäuschen vom Checkpoint Charlie und ein Waggon eines französischen Militärzuges.
Viele Schätze stehen noch im Depot
Für weiteres großes Gerät ist derzeit auf dem Museumsgelände kein Platz, sodass etwa der Hubschrauber vom Typ Bell UH-1 „Huey“ im Depot bleiben muss, den einst US-General Lucius D. Clay, zu der Zeit persönlicher Vertreter von Präsident John F. Kennedy in Berlin, im Oktober 1961 während der sogenannten Panzerkonfrontation am Checkpoint Charlie nutzte. Den Blicken der Besucher entzogen bleiben so auch ein damals eingesetzter M-48-Panzer der US-Armee und ein GMG-1 „Matador“ von 1954, der erste US-Marschflugkörper mit nuklearem Sprengkopf. Der ist allerdings nicht mehr vorhanden.
Bereits 2008 schlug der damalige Museumsdirektor Helmut Trotnow angesichts der bevorstehenden Schließung Tempelhofs den Umzug in den Flughafenhangar vor. Seine Nachfolgerin Gundula Bavendamm hielt an der Idee fest und legte auf Wunsch des Kulturstaatsministers ein Gutachten zur zukünftigen Entwicklung des Hauses vor, das, wie Minister Neumann an Wowereit schrieb, dem in der Gründungscharta formulierten Anspruch eines Museums „mit internationaler Strahlkraft“ noch nicht gerecht werde. Das Alliiertenmuseum solle künftig nicht mehr allein „als eine Einrichtung zur Erinnerung an die Präsenz der Westalliierten“ wahrgenommen werden, sondern als „ein Museum, das den Ost-West-Konflikt, den Kalten Krieg und die Deutsche Frage von der Teilung bis zur Wiedervereinigung zum Thema hat“.
Das Gutachten wurde dem Kulturstaatsminister Ende 2010 vorgelegt. Der alte Hangar bietet rund 6000 Quadratmeter Platz, wie viel der Umzug kosten wird, ist noch unklar, doch die Summe dürfte im zweistelligen Millionenbereich liegen. Eine Entscheidung, darauf legt man in Neumanns Behörde Wert, sei noch nicht gefallen, werde aber vorbereitet.