In den „Stalinbauten“ an der Karl-Marx-Allee verkauft György Nagy mit seiner Frau Erzsebet ungarische Weine und Salami, aber auch Eingelegtes wie Gurken, Paprika oder grüne Melone. Der Laden ist Geschäft und Gaststätte zugleich: Wer will, kauft Wein und Salami und geht wieder – oder er setzt sich an einen der vier Tische und trinkt und isst direkt bei Erzsebet und Györyg Nagy. Die beiden haben ihren Laden 14 Jahre lang im Berlin Carré betrieben und sind nun seit Mai 2013 an der Weberwiese heimisch.
„Wer trinkt, muss auch essen“
Der fast quadratische Raum hat in der Mitte eine eckige Säule, um sie herum sind Regale angebracht, in denen Salami, Gewürze und Einmachgläser stehen. Gegenüber der Säule steht das große Regal mit den verschiedenen Weinen. Es gibt unter anderem Tokaji Aszú – der aus geschrumpften Weinbeeren hergestellt wird – und Balatoni Muskat. Letzeren führt Nagy vor allem, weil er bei Ost-Berlinern sehr beliebt ist. Die kennen den Wein noch aus DDR-Zeiten, erzählt der Ladenbesitzer. Sein Lieblingswein sei der Egri Biker aus dem Gebiet Erlau. Aus allen 22 Anbaugebieten Ungarns führt Nagy ein bis zwei Weine, dazu den besten Kräuterlikör des Landes „Unicum“ und mehrere Sorten Schnaps.
„Wer trinkt, muss auch essen“, meint Nagy und deshalb bietet er auch zum Wein oder zum ungarischen Schnaps eine Salami-Wurst-Käse-Platte oder auch Gulasch und eingelegtes Gemüse an. Besonders empfiehlt er die Bratwurst, die stelle ein befreundeter Fleischermeister in Prenzlauer Berg her. „Er macht sie nach meinem Rezept: viel Paprika, viel Knoblauch und gutes Fleisch“, sagt Nagy und zählt dabei mit den Fingern die Zutaten auf.
Der Laden ist Treffpunkt für verschiedene Leute geworden. Da sind etwa die zwei älteren Männer, die jeden Mittwoch zu den Nagys kommen oder das Ehepaar, das einmal die Woche hier isst und trinkt. Und am Donnerstag war Verkostung, da ging es bis zehn Uhr. Manchmal bleiben die Gäste auch bis Mitternacht, erzählt Nagy und lacht. Jedes Jahr fährt er mit elf anderen Männern aus Berlin ins Weinanbaugebiet Hajos zum Fest des Heiligen Orban, des Patrons der Winzer und des Weines. „Tagsüber gehen wir ins Thermalbad und abends trinken wir“, sagt Nagy, schenkt er großzügig Wein nach und zeigt auf die Plakate, die er von dem Fest seit 1996 sammelt.