Auf der anderen Seite des Columbiadamms, neben Tempelhofer Feld, Kleingartenkolonie und Sportplätzen, befindet sich das Regenwasserrückhaltebecken des ehemaligen Flughafengeländes. Es ist bis heute in Funktion und sammelt das Wasser, das bei Starkregen vom Flughafengebäude kommt, damit die Kanalisation nicht überläuft. Eine nasse Oase und Refugium für viele Tier- und Pflanzenarten. An diesem fast vergessenen Ort ist in den letzten Monaten eine neue Universität entstanden – die Floating University Berlin.
„Wechselnde Studentengruppen von mehr als 20 internationale Universitäten kommen hier zusammen“, erzählt Laura Raber, die die Kommunikation der Universität leitet. Mit dabei sind auch die Berliner Universität der Künste, die Technische Universität und die Kunsthochschule Weißensee. Gemeinsam wollen sie über die Zukunft der Stadt nachdenken, kritische Forschung betreiben und Räume für Kommunikation und Gemeinwesen schaffen. Die alternative Pop-up-Uni, die nur einen Sommer lang die Studierenden beherbergen wird, ist ein Projekt des Architektur-Kollektivs Raumlabor. Diese arbeiten an den Schnittstellen zwischen Architektur, Stadtplanung und Kunst und engagieren sich seit 2007 mit verschiedenen Projekten auf dem Tempelhofer Feld.
Wer die Universität betritt, muss an einem verrosteten Eisentor vorbei, dann eine Treppe hinunter bis ins Becken, wo man zunächst zu einem Holzhaus kommt, das sich Immatrikulationsbüro nennt. Von hier aus führt ein langer Steg über das Wasser bis zu einem großen, schwimmenden Baugerüst: das Vorlesungsauditorium. Mit Drinks von der eigenen Bar sitzen einige Studierende hier lässig rund um den selbstgebauten Whirlpool, während andere hämmern, bohren und entwerfen. Schaut man zur Decke empor, entdeckt man einen Wasserfilterbau. „Statt das Wasser nach dem Gebrauch zu entsorgen, wollen wir unserem Wasser einer organischen Filtration unterziehen. Muss es denn immer frisches Wasser sein oder kann die Toilettenspülung auch mit dem Spülwasser von der Küche bespült werden?“, fragt Laura und zeigt auf die provisorische Küchenzeile aus einem Gasherd und einem großen Wok. Hier wird nicht nur gemeinsam gekocht, sondern auch diskutiert, analysiert und geplant. „Es geht um die Zukunft der Stadt und darum zu fragen, wie können wir mit den Ressourcen, die unsere Welt zur Verfügung hat, umgehen“, sagt Laura.
Gefördert wird die Floating University hauptsächlich von der Kulturstiftung des Bundes. Die Vorträge und Workshops sind aber nicht nur für Studierende gedacht, während der Open Weeks sollen sich vor allem Berliner und Bewohner des Kiezes den Campus ansehen und am vielfältigen Programm teilnehmen. Beispielsweise kannst du lernen, wie man Wasser filtert, an Tanz-Workshops teilnehmen und einen Solarofen bauen. Außerdem gibt es jede Menge Aktionen für Kinder und Jugendliche, bei denen das Regenrückhaltebecken untersucht, experimentiert und sich viel bewegt wird.
Die nächsten Open Weeks finden vom 29. Juni bis zum 15. Juli statt. Mehr Infos zu Anmeldungen und zur Teilnehmergebühr findest du auf der Website der Floating University.