Die Verbindung zwischen Berlin und Potsdam ist eine Katastrophe: Ständige Verspätungen, wachsende Straßenschäden und Probleme mit widrigem Wetter zerren an den Nerven der Pendler. Zwei Jahre nach dem letzten Machtwechsel wird die Verbindung zwischen beiden Städten also Chefsache – und der Auftrag zur Neuplanung der Strecke vergeben.
So etwa soll es gewesen sein, als König Friedrich Wilhelm II. im Jahr 1788 Carl Gotthard Langhans nicht nur mit dem Bau des Brandenburger Tors beauftragte, sondern auch mit der Anlage jener Allee, die heute die Hauptverbindung zwischen dem Berliner Südwesten und der Innenstadt ist. Zehntausende fahren jeden Tag die heutige B 1 zwischen Dreilinden und dem Steglitzer Kreisel entlang, ohne ihre Besonderheit groß zu beachten: den stadtweit einmaligen Bestand teils alter Eichen als Straßenbäume. Laut dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Waldzustandsbericht erholen sich die ökologisch besonders wertvollen Eichen kaum von den Wetterextremen vergangener Jahre: Nur vier Prozent sind gesund, zwei Drittel stark geschädigt.
Musterbeispiel bürgerschaftlichen Engagements
Nach Auskunft der Stadtentwicklungsverwaltung sind mit der Kampagne bisher 262.000 Euro Spenden eingesammelt worden. Damit lassen sich 464 Bäume kofinanzieren, denn sobald 500 Euro Spenden beisammen sind, legt die Verwaltung jeweils den gleichen Betrag drauf, um einen Baum inklusive Pflege für die ersten drei Jahre zu bezahlen. Real sind dank einer Anschubfinanzierung allerdings schon etwa 2400 Bäume gepflanzt worden. Die nächsten 600 sollen ab März folgen – diesmal in Pankow, Lichtenberg, Reinickendorf und Treptow-Köpenick. Damit sind alle Bezirke mindestens einmal an der Reihe gewesen. Die Standorte sind online unter www.berlin.de/stadtbaum komfortabel zu lokalisieren. Nach Auskunft von Verwaltungssprecherin Daniela Augenstein ist das Budget im aktuellen Doppelhaushalt auf jährlich 1,3 Millionen Euro aufgestockt worden, so dass die Kofinanzierung gesichert sei. Spender sind sowohl Privatleute als auch Unternehmen und Initiativen.
Noch 100 Lücken „Unter den Eichen“
„Uns geht es um den Mittelstreifen, denn der entspricht der alten Allee“, sagt Vetter. Beim Start der Initiative 2011 hätten sie rund 140 Lücken ausgemacht; „gut 100 sind immer noch offen“. Hinzu kämen alte „Sünden“ wie die Pflanzung von Linden und Pappeln. Am Tunnel unter der Drakestraße und in Bereichen mit schmalem Mittelstreifen seien die Lücken ohnehin nicht mehr zu schließen. Aber nach jahrzehntelanger Vernachlässigung sei das Bewusstsein für dieses wertvolle und bisher wenig beachtete Erbe geschärft – bei den Ämtern wie bei den Anrainern, bei denen man verstärkt werben wolle. Die Straße Unter den Eichen wird ihren Namen also auch langfristig zu Recht tragen. Ob der jahrelang geschrumpfte Straßenbaumbestand auch im stadtweiten Saldo wieder wächst, will der Umweltverband BUND bis März ermitteln. So lange haben die Ämter Zeit, ihre Statistik zu aktualisieren. Und die Fällsaison dauert bis Ende Februar.