Wer vor Krieg, Verfolgung und Gewalt nach Berlin flüchtet, für den beginnt im Containerdorf im Hohentwielsteig vielleicht ein neues Leben. Mitten im Grünen – zwischen FU-Campus, Gewerbeflächen und vereinzelten Einfamilienhäusern – wurde hier in den vergangenen Wochen eine Unterkunft für etwa 340 Menschen aus dem Boden gestampft. Heute stehen auf der ehemaligen Brache an der Potsdamer Straße zwei aus Containern zusammengebastelte, zweistöckige Zweckbauten, die für viele Deutsche kaum mehr als ein normierter Albtraum sein dürften.
Die schmalen, rund 16 Quadratmeter großen Zimmer sind für zwei Bewohner ausgelegt und mit je zwei Betten, Tisch und zwei Stühlen zweckmäßig eingerichtet. Jedes Zimmer verfügt über ein Fenster, eine Aufbettung für eventuell mitgereiste Kinder ist möglich. Dazu Linoleumböden, wenige Zentimeter breite Wände, Küche und Bad und Gemeinschaftsräume auf dem Flur.
Doch was dem inländischen Eigenheimbesitzer Schauer über den Rücken jagt, kann für Flüchtlinge, die meist eine tausende Kilometer lange Odysee durch halb Europa hinter sich haben und aus zerbombten Städten und Dörfern nach Berlin geflohen sind, eine echte Chance bedeuten. Eine Chance auf Stabilität, Sicherheit, Gerechtigkeit und Bildung für die Jüngsten. Äußerlich zumindest spiegeln die vom Arbeiter-Samariter-Bund betreuten Gebäude am Hohentwielsteig – eines von zwei Containerdörfern im Bezirk Steglitz-Zehlendorf – diese Hoffungen wieder. Jeder bekommt wohlich gesehen die gleichen Rahmenbedingungen, es ist sauber, Sozialarbeiter stehen in jedem Haus als Ansprechpartner zur Verfügung und es gibt sogar behindertengerechte Zimmer. Darüber hinaus werden auf dem Außengelände Spiel- und Bolzplatz angelegt.
Das organisatorische Konstrukt hinter der neuen Herberge wirkt jedoch ziemlich wacklig. So kann niemand sagen, wann genau die Flüchtlinge einziehen. Vielleicht schon Anfang kommender Woche. Vielleicht erst Anfang Herbst. Auch funktionieren beim Rundgang am 21. August die Abflüsse noch nicht, das umliegende Gelände ist eine Baustelle, wo die hier untergebrachten Kinder zur Schule oder in den Kindergarten gehen sollen, ist noch unklar, und bei vielen Organisationsfragen ist man auf die Unterstützung ehrenamtlicher Helfer und Spender angewiesen. So fehlt es noch an Spielzeug für die Jüngsten und überhaupt an einer freundlicheren Ausstattung der Zimmer und Gemeinschaftsräume. Die medizinische Versorgung muss noch organisiert werden. Und wer Dolmetschertätigkeiten übernehmen könnte, steht in einem Haus, in dem die künftige ethnische Zusammensetzung seiner Bewohner unklar ist, natürlich ebenfalls in den Sternen.