Großes Interesse an Erhalt

Unterschriften für Prinzessinnengärten

17.000 Menschen haben sich mit ihrer Unterschrift bereits für den Erhalt der Prinzessinnengärten am Moritzplatz ausgesprochen. Dennoch ist weiterhin unsicher, wie es mit dem vorbildhaften Projekt weitergeht.

Die grünen Büschel haben bereits eine Höhe von gut 15 Zentimetern erreicht. Die Herbstrüben und die 18-Tage-Radieschen in den Holzkisten sind beinahe erntereif. Am Montag haben die Schüler der „AG Natur, Heim und Garten“ von der Akademie für berufliche Bildung Berlin (AFBB) Grün- und Weißkohl in drei weitere Kästen gesetzt. Hier in den Prinzessinnengärten können die angehenden Erzieher erfahren, wie sich Ökologie und Nachhaltigkeit in die Erziehung integrieren lassen, erklärt die Lehrerin. Einmal pro Woche besucht die AG den lehrreichen Ort. Außer mit der Bepflanzung von großen Kisten beschäftigen sich die rund 20 Jahre alten Schüler auch noch mit dem Bau von Bienenhäuschen oder der eigenständigen Zubereitung ihrer Ernte in der Küche.

Die Prinzessinnengärten sind eine grüne Oase am sonst eher unansehnlichen Kreuzberger Moritzplatz, Träger ist eine gemeinnützige Organisation. Doch es gibt Pläne, das Gelände zu verkaufen, wenn der derzeitige Mietvertrag ausläuft. Dagegen wurde eine Unterschriftenaktion gestartet. Auch einige der Berufsschüler haben gegen die Schließung unterschrieben. Bis Montag waren bereits 17.000 Unterschriften für den Erhalt der Gärten zusammengekommen.

Gemüse, Kaffee und viel zu lernen

Angebaut werden auf der früheren Brache in Mauernähe viele verschiedene Sorten von Kräutern und Gemüse. Als Pflanztröge dienen großen Plastikkörbe, Holzkisten und Tetrapacks. Zwischen den jungen Bäumen stehen kleine Tische und Stühle, die zum Verweilen einladen. Aus einer kleinen Hütte heraus werden Kaffee und andere Getränke verkauft. Das heruntergekommene Gelände ist innerhalb von wenigen Jahren zu einem Versuchsraum für nachhaltige und soziale Stadtentwicklung geworden. Hier trifft sich der Kiez, Schulen und Universitäten erproben ökologische und soziale Projekte. Fernsehsender aus der ganzen Welt haben hier bereits gefilmt, die belgische Wirtschaftsministerin und der Bürgermeister von Washington D.C. waren ebenfalls schon da. Dennoch könnte die urbane Idylle bald ein Ende haben.

Das Areal ist im Besitz der Stadt Berlin. Allerdings ist nicht der Bezirk für die Verwaltung des Grundstücks zuständig, sondern der Liegenschaftsfonds Berlin – der möchte das Gelände verkaufen. Lange Zeit gab es an dem Grundstück am Moritzplatz kaum Interesse von Investorenseite, die Gegend galt als Schmuddelecke. 2009 mietete die Nomadisch Grün GmbH, der gemeinnützige Träger der Prinzessinnengärten, die Brachfläche. Der aktuelle Vertrag läuft allerdings nach zweimaliger Verlängerung 2013 aus.

Liegenschaftsfonds spricht mit Investoren

Eigentlich hatten alle damit gerechnet, dass der Vertag erneut verlängert wird. Doch der Liegenschaftsfonds befindet sich bereits in Gesprächen mit Investoren aus der Kreativwirtschaft. „Das hat uns dann doch etwas schockiert“, sagt Robert Shaw, der Geschäftsführer der Nomadisch Grün GmbH und Gründer der Prinzessinnengärten. Zwar habe man immer von einem Verkauf und einer Neubebauung ausgehen müssen. Deswegen setzen die Gärtner auf Mobilität und bauen hier alles in gut transportablen Kisten an. Die Nutzer hatten jedoch erwartet, dass der Senat Betreiber und Bürger an seinen Überlegungen hinsichtlich der künftigen Nutzung der Fläche beteiligen würde. „Von den Prinzessinnengärten gehen so wichtige Impulse aus“, sagt Shaw, „deswegen fragen sich die Bürger, die hier viel Energie investieren, ob die Politik ihre Arbeit wirklich wertschätzt.“

Shaw und seine Mitstreiter setzen nun auf die Unterschriftenaktion, um den Senat zu einer Beteiligung der Bürger bei der Entscheidungsfindung zu bewegen. Am Freitag, 28. September, 18 Uhr, kommen Vertreter des Bezirks und der Initiative Stadt Neudenken in den Prinzessinnengärten zu einem Offenen Gespräch zusammen. Die Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg hat sich kürzlich fraktionsübergreifend für einen Erhalt der Prinzessinnengärten ausgesprochen. Doch letztlich obliegt die Entscheidung, wie der Liegenschaftsfonds weiter verfahren soll, dem Senat. Die Betreiber der Gärten bezweifeln, dass ausschließlich das höchste Angebot den Ausschlag geben sollte.

Inzwischen sind die Berufsschüler fertig mit ihrer Herbstbepflanzung. „Wenn die Prinzessinnengärten nicht mehr hier wären, hätten wir ein echtes Problem“, sagt die Lehrerin, „eine vergleichbaren Ort gibt es hier in der Nähe nicht.“

Prinzessinnengarten, Prinzessinnenstraße 15, 10969 Berlin, prinzessinnengarten.net

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Quelle: Der Tagesspiegel

Prinzessinnengarten, Prinzenstraße 35-38, 10969 Berlin

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