Das Haus mit den bunten „Kunst-Stoffe“-Schildern in direkter Nähe zur S/U-Bahn-Station Pankow ist groß, sieht aber ganz schön mitgenommen aus. „Als gemeinnütziges Projekt ohne wirtschaftliches Interesse ist die Standortwahl natürlich nicht so einfach“, erklärt Judith Jacob, die für die Projektkoordination und Öffentlichkeitsarbeit bei Kunst-Stoffe zuständig ist. Seit 2006 können Berliner Bürger, aber auch Firmen hier ihre Abfall- und Gebrauchtmaterialien loswerden. Diese werden dann entsprechend sortiert – Stoffe, Schaumstoff, Plastik, Metall, Planen, Holz, Artefakte. „Aber nur Dinge, die sauber und wirklich wiederverwertbar sind, nehmen wir an“, sagt Jacob.
Materiallager, Workshops, Werkstatt
Hauptsächlich Künstler, wie etwa die bekannte französische Recycling-Designerin Katell Gélébart, kommen dann vorbei und können sich gegen einen sehr geringen Preis an den Materialien bedienen, aber auch Schulklassen, Kitagruppen sowie Kunsthochschulen oder Unis sind regelmäßige „Kunden“. Im Grunde steht das Haus jedem offen. Neben dem Materiallager bietet Kunst-Stoffe ein großes Repertoire an kreativen Workshops wie z.B. „Trashformer – Roboter bauen“ oder „Schnupperwerkstatt Metall“. Und ebenfalls interessant für Kreative ist die Tatsache, dass es offene Werkstätten gibt, die man mieten kann und in denen man seine Handwerksarbeiten – von Holz- bis zu Metallverarbeitung – vor Ort, auf Wunsch auch mit Hilfe einer Fachkraft, erledigen kann.
Der Standort in Pankow sei nicht optimal, erklärt Jacob, weil er nicht wirklich zentral und auch nicht gerade in einem Künstlerviertel läge. Daher gibt es seit dem Sommer letzten Jahres noch eine kleine Filiale auf dem Tempelhofer Feld mit größerer Nähe zum Künstlerbezirk Neukölln. Darüber hinaus organisiert Kunst-Stoffe seit diesem Jahr jeden ersten Montag im Monat in einem Kreuzberger Atelier (Alexandrinenstr. 4, im Hinterhaus) das sogenannte „Repair Café“. Dies basiert auf einem Hilfe-zur-Selbsthilfe-Konzept: Jeder bringt seine kaputten Sachen mit, vom Stuhl über die Kochplatte bis zum Kopfhörer, und repariert diese mit Hilfe eines Experten direkt vor Ort selbst. Das Ganze ist kostenlos. Wichtig: Besser vorher anmelden, damit das passende Werkzeug vorhanden ist.
Weitere Informationen zu Kunst-Stoffe gibt es hier.