Nie war die Bülowstraße grüner. Bäume, Palmen, kleine und große Pflanzen ragen unter der U-Bahn-Trasse hervor, aber auch eine Wüste ist hier zu sehen und eine zerstörte Stadt. Inmitten dieser großstädtischen Dystopie finden sich Kunstwerke von Künstler*innen aus diversen kulturellen Kontexten, die alle unterschiedliche Perspektiven einnehmen: zum Mensch, zum Tier, zur Umwelt. Mit dabei sind die Berliner Street-Art-Stars HERAKUT, aber auch Quintessenz, die zwischen Berlin und Hannover pendeln sind dabei. Außerdem Beeple Crap und Cryptik aus den USA, die Britinnen von Nomad Clan, Inti aus Chile, Vegan Flava aus Schweden und viele andere mehr.
Roboter und Relikte
Die erste Urban Contemporary Art Biennale von Urban Nation trägt den komplexen Titel Robots and Relicts: Un-Manned und versteht sich als Zeitkapsel, denn zu sehen ist Kunst, die eine Geschichte erzählt, die von der Vergangenheit in die Gegenwart und weit in die Zukunft reicht. Yasha Young, Kuratorin des Museums und treibende Kraft hinter allem, will mit der Ausstellung, die sich als Gesamtkunstwerk versteht, wachrütteln, damit wir überhaupt noch eine Zukunft haben. „Wir alle wissen, was auf dem Spiel steht“, meint Yasha und fährt überraschend fort, „aber was, wenn wir herausfänden, dass eine Rettung möglich ist?“
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Die Biennale wirft Fragen über die Zukunft auf und gibt Antworten, die nicht immer ins allgemeingültige Konzept passen. Vielleicht stellen wir fest, dass der Mensch nicht der Mittelpunkt der Welt ist, sondern die Natur? Was du an den 17 Stationen denkst und fühlst, bleibt dir überlassen. Verbunden werden die echt eindrucksvollen Werke auch durch das Theater Anu, das in drei Akten darüber sinniert, was nach der Sintflut kommt. In jedem Fall lohnt sich auch ein Besuch mit Kindern, die viel sensibler auf die Katastrophen der Gegenwart reagieren, trotzdem Hoffnung auf eine Zukunft haben und Kunst ganz anders aufnehmen.
Nur drei Tage
Leider ist die Biennale nur für drei Tage zu sehen. Alle Materialien und Kulissen werden recycelt oder weitergegeben, wie der Sand, über den sich eine Kita freuen darf. Hingehen lohnt sich in jedem Fall. Es gibt spannende Installationen in atemberaubender Atmosphäre. Zugleich ist diese Kunstmeile Teil des Quartiersfests des Wohnungsunternehmens Gewobag, das sein 100-jähriges Bestehen feiert. Zum Schluss noch eine schlechte Nachricht: Yasha Young verlässt die Urban Nation am Ende des Jahres, nachdem sie das Museum nicht nur aufgebaut, sondern mit Power auch sehr weit nach vorn gebracht hat. „Es wird Zeit, zu sehen, ob es ohne den Driver geht“, meint sie und wir denken: Es wird schwer.
Die Biennale öffnet am Freitag, den 13. September 2019 von 20:00 bis 22:00 Uhr, am 14. September von 10:00 bis 22:00 Uhr und am 15. September von 10:00 bis 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.