Wedding kommt – zumindest wenn man der renommierten New York Times glauben darf – nun aber wirklich. Die große amerikanische Tageszeitung hatte Anfang August eine Reihe von Hotspots im Stadtteil vorgestellt. Es ist nicht überliefert, ob US-Botschafter John B. Emerson oder seine Frau den Artikel gelesen haben. Der offizielle Grund für ihren Besuch im Wedding war eine Einladung des MdB Özcan Mutlu, der den Gästen die kulturelle Vielfalt dieses Teils seines Wahlkreises Berlin-Mitte präsentieren wollte. „Ich wollte ihnen zeigen, dass es funktionieren kann“, so der Politiker während der Tour.
So kam es, dass sich John B. und Kimberly Emerson am Dienstagvormittag gemeinsam mit Mutlu, Mitarbeitern der Botschaft und des Abgeordnetenbüros sowie Personenschützern aufs Rad schwangen und als erste Station den Standort von Bayer HealthCare in der Müllerstraße ansteuerten. Das Pharmaunternehmen mit über 4.000 Beschäftigten in Berlin stellte den Besuchern sein „CoLaborator“ vor – Räumlichkeiten auf dem Firmengelände, in denen Start-ups aus der Biotech-Branche nicht nur ihre Büros unterbringen können, sondern auch Zugang zu Laboren bekommen.
Fleisch und Pflanzen
Zur Mittagszeit kehrte der Tross im Restaurant Pamfilya ein, das Özcan Mutlu als einen der besten Döner-Läden in der Stadt vorstellte. Gestärkt mit einem Dürüm-Teller, Tomaten, Salat, Bohnen und Ayran radelten Botschafter, Politiker und Anhang weiter zum Gemeinschaftsgarten Himmelbeet am Leopoldplatz. Die Vielfalt der üppig wachsenden Pflanzen entlockte den Emersons bewundernde Worte. Besonders die Botschaftergattin schien in ihrem Element und erzählte vom Bio-Garten, den ihr Chefkoch auf dem Gelände der Botschaft angelegt hat. Und nicht zu vergessen: Auch Michelle Obama sei eine große Befürworterin urbaner Gartenprojekte. Johannes Rupp und Felix Lodes vom Himmelbeet gaben nicht nur über Pflanzen und Bienen Auskunft, sondern berichteten auch von der selbst gebauten Cafeteria, die seit letztem Jahr eine Lizenz hat.
Zum Abschluss seiner Tour de Wedding verglich Botschafter Emerson den Stadtteil mit Kalifornien, das ebenfalls stark von Einwanderern geprägt sei. „Es war wundervoll, heute in den Wedding zu kommen und diese Vielfalt und den Gemeinsinn zu erleben“, so Emerson. Özcan Mutlu scheint sein Ziel erreicht zu haben. Weiteren Kieztouren – die erste führte ihn nach Kreuzberg – ist John B. Emerson übrigens nicht abgeneigt.