Richtig zubereitet schmeckt auch das Ende einer Aubergine, persische Küche ist nicht scharf und Samosa ist kein Land, sondern eine Art gefüllte Teigtasche. Diese und viele andere interessante Dinge kann man lernen, wenn man sich zu einem Kochkurs in das Social Impact Lab im Mariannenkiez begibt. Hier zeigt Reza, der gleich zweimal aus dem Iran nach Europa floh, den rund 20 Kursteilnehmern, wie man in seinem Heimatland kocht. Neben Reza bieten auch Shaikh aus Pakistan und Modar aus Syrien ihr kulinarisches Wissen an. Im Gegenzug lernen sie Deutsche und die deutsche Sprache besser kennen, schließen interkulturelle Kontakte, ja sogar Freundschaften.
„Überall liest man von Debatten und Demonstrationen. Wir möchten die Menschen, die hier zu uns nach Deutschland kommen, vorstellen und ihnen ein Gesicht geben“, so Bontu Guschke, Mitbegründerin von Über den Tellerrand kochen. Zusammen mit sieben Kommilitonen hat die 21-jährige Kommunikationswissenschaftsstudentin eine Social-Media-Bewegung ins Rollen gebracht, durch die immer mehr Deutsche auf Flüchtlinge zugehen, um mit ihnen gemeinsam zu kochen. „Die Anzahl an Interessierten wächst täglich, überall in Deutschland treffen sich Menschen aus aller Welt zum Kochen“, freut sich Biotechnologiestudent Gerrit Kürschner (24) über die positiven Reaktionen. Um noch mehr Menschen zu erreichen, sammelte das Team aus FU- und TU-Studenten die Erfahrungen aus den Begegnungen, die Lieblingsrezepte und persönlichen Geschichten der Flüchtlinge ein, um aus all dem ein großes Kochbuch zu entwickeln.
Kochbuch zur Völkerverständigung
„Rezepte für ein besseres Wir“ heißt das zweisprachige Kochbuch (Deutsch und Englisch), das auf mehr als 200 Seiten über 30 Rezepte und darüber hinaus zahlreiche Geschichten aus fernen Ländern enthält. Das Hardcover erschien im Dezember 2014. Es ist mit 25 Euro nicht gerade günstig. Aber dafür würden die Einnahmen aus dem Buchverkauf in weitere Projekte fließen, so die 24-jährige Ninon Demuth, die auch privat unheimlich gern kocht und es zudem liebt, unterschiedliche Kulturen kennenzulernen: „Wenn man gemeinsam kocht und isst, dann genießt man einfach das Zusammensein. So entsteht eine Atmosphäre, in der man einen Menschen näher kennenlernen und in seine Kultur eintauchen kann.“
Auf der Homepage der Initiative stehen kommende Termine für gemeinsame Kochabende mit Moder, Reza und anderen. Sie finden ein Mal im Monat statt und kosten 45 Euro.