Wäre die Umwandlung zu einem Bikini-Haus die Lösung gewesen, die textile Verhüllung der steinernen Nackten an der Zehlendorfer Villa Calé durch die geschickte Hand eines Malers? Aber dergleichen liefe doch eher auf Bodypainting hinaus, und den Anforderungen des Denkmalschutzes wäre damit ganz und gar nicht Genüge getan. Dessen Losung ist eindeutig: Der Busen bleibt blank.
Aber leider verfällt er, und die Villa gleich mit, seit fast zwei Jahrzehnten, ein ständiges Ärgernis für Anwohner, Denkmalpfleger und alle anderen, denen solch ein architektonisches Schmuckkästlein wie das über ein Jahrhundert alte Haus des Verlegers Franz Calé in der Schützallee / Ecke Riemeisterstraße am Herzen liegt. Bereits 1997 hatte das Emirat Katar die Villa samt dem 3000-Quadratmeter-Grundstück erworben, als künftigen Sitz der Botschaft. Doch die sitzt mittlerweile in einem Neubau am Roseneck, während die Villa ungenutzt blieb und, wie berichtet, zunehmend verfiel. Ein auf dem Grundstück postierter Wachschutz hilft nur gegen Vandalismus, nicht aber gegen Wind und Wetter.
Doch nun gibt es neue Hoffnung, das langsame Zerbröckeln der neoklassizistischen Baukunst endlich zu stoppen: Die Botschaft will das Haus als Gästehaus nutzen, Sanierung und Umbau sollen, wie es scheint, schon bald beginnen.
Eigentlich wollte die Botschaft das Gebäude wieder verkaufen
Diese hat sich selbst in der Vergangenheit nie offiziell zu den unverhüllten Busen geäußert, ließ sich nur die dürre Auskunft entlocken: „Wir verkaufen nicht.“ Aber jetzt hat sie zumindest mit einem großen Schild auf dem Grundstück ihre Pläne für die Villa verkündet: „Sanierung/Umbau der denkmalgeschützten Villa Calé zum Gästehaus der Botschaft von Katar“. Baubeginn soll demnach im ersten Quartal 2015 sein, die Fertigstellung ist fürs dritte Quartal 2016 vorgesehen. Als Generalunternehmer wird die Firma Porr genannt, Angaben zu „Architektur, Restaurator, Tragwerksplanung, Haustechnik, Bauphysik, Brandschutz“ fehlen noch.
Der Außenbereich ist denkmalgeschützt
Mit dem Projekt sei der Generalunternehmer bei den Denkmalschützern des Bezirks zu einem ersten Gespräch vorstellig geworden, bestätigt Norbert Schmidt (CDU), Stadtrat für Stadtentwicklung in Steglitz-Zehlendorf. Dabei sei es darum gegangen, was bei der Sanierung zu beachten sei, um die denkmalrechtliche Genehmigung zu bekommen. Vor allem der Außenbereich sei betroffen, innen gebe es aus Sicht der Denkmalpflege kaum Erhaltenswertes. Besondere exterritoriale Freiheiten kann Katar nicht beanspruchen. Das Emirat hat nie eine diplomatische Nutzung beantragt, wie der Senat erst im Juni auf eine SPD-Anfrage antwortete. Es gelte also deutsches Recht.
Ganz neu sind die Gästehaus-Pläne freilich nicht. So gab es schon vor einigen Jahren Ansätze, den Garten neu zu gestalten. findet man im Internet alte Überlegungen zur Gartengestaltung, mit denen ein Berliner Landschaftsarchitekturbüro betraut worden war. Als Bauherr wird das Emirat Katar, als Auftraggeber schon damals die Porr GmbH genannt. Avisierter Fertigstellungstermin: das Jahr 2011. Bauprojekte von Bedeutung dauern eben etwas länger in Berlin.