Ganz praktische Erwägungen haben den in der City West lebenden Peter Durek dazu gebracht, seinen eigenen Plattenladen am anderen Ende der Stadt zu eröffnen. „Für einen feuchten Keller hätte ich in Kreuzberg, Charlottenburg oder Mitte mindestens 1000 Euro Miete gezahlt. Für das gleiche Geld konnte ich hier in Pankow gleich eine Location anmieten, die sich auch super als Geschäft eignet“, berichtet Durek, der die Gelegenheit ergriff und seit September 2013 neben seinem Online-Shop auch ein Ladengeschäft für den Verkauf von Vinyl- und Schellackplatten betreibt. Ein willkommener frischer Wind im Kiez: „Viele Nachbarn schauen vorbei und finden es ‚einfach geil‘, dass hier auf der Ecke mal etwas Besonderes aufgemacht hat“, freut sich Durek.
Dein persönliches Jazz-Profil
Dass dem 51-Jährigen die Musik im Blut liegt und er darum bemüht ist, seine Leidenschaft fürs Vinyl an seine Kunden weiterzugeben, geht aus jedem seiner Sätze hervor. „Gefachsimpelt wird bei mir nicht. Es geht um die Musik und auf so ein obercooles Experten-Gehabe habe ich einfach keine Lust“, betont Durek. Neben den Platten bildet die umfassende Beratung deshalb den zweiten Schwerpunkt seines Geschäftes. „Wenn ein neuer Kunde beispielsweise noch nicht viel Ahnung von Jazz hat und einfach mal rausfinden möchte, was ihm in dem Bereich überhaupt zusagt, bekommt er von mir erst mal einen Kaffee“, so Durek. Dann darf der Neueinsteiger in der kleinen Musiklounge Platz nehmen und sich vom Fachmann einige bewährte „Testplatten“ vorspielen lassen. „Anhand der Reaktion kann ich nach etwa 30 Minuten dann sowas wie ein kleines Musik-Profil erstellen und dem Kunden andere passende Alben raussuchen“, erzählt der „Jazz Dreams“-Inhaber. Überraschungen gibt es dabei selten. „Acht von zehn Probehörern finden Ben Webster erstmal besser als John Coltrane“, schmunzelt Durek.
Preislich ist bei „Jazz Dreams“ alles möglich: Ob Best-Of für zwei oder Erstpressung für mehrere tausend Euro. Viele seiner Schätze hat Durek selbst noch gar nicht gesichtet. „Manche Kunden graben etwas ganz Besonderes aus und da dauert die Preisfindung dann schon etwas länger“, so Durek, in dessen Sammlung es nur etwa ein Prozent aller Platten zweimal gibt. Vinylfans sollten sich deshalb beeilen und den Weg nach Niederschönhausen auf sich nehmen. Auch Listening Partys, kleine Konzerte oder das sogenannte „Musikcafé“ stehen regelmäßig auf dem Programm.
„Mein Freund und ich schwören schon lange auf Mohr-Lautsprecher. Gut zu wissen, dass man die jetzt nicht mehr nur übers Internet bekommt. Nur über eine Sache habe ich mich geärgert: Bis vor ein paar Tagen hatte Peter Durek noch eine Erstpressung der Beatles-Platte „Sgt. Pepper“ im Laden – die war bei meinem Besuch aber leider schon weg.“