Die landeseigenen Vivantes-Kliniken stehen wegen eines Immobilienverkaufs unter Kritik – in dem Haus in der Schöneberger Dominicusstraße wohnen seit Jahren 40 psychisch Kranke, die ein privater Träger betreut. Doch Vivantes benötigt das Gebäude nicht – und will es verkaufen, denn das Landesunternehmen muss seine maroden Krankenhäuser sanieren, wofür Millionensummen fehlen. Rechtlich gesehen, könnte den Verkauf an ein buddhistisches Zentrum nur eine Weisung des Senats oder ein Beschluss des Abgeordnetenhauses verhindern. Bleibt die Weisung aus, hat das Schöneberger Sozialunternehmen Pinel zwei Jahre Zeit, ein neues Quartier zu finden.
Verkauf nur an den Meistbietenden
Das Immobiliengeschäft eröffnete ein neues Kapitel in der langen Geschichte der festgefahrenen „transparenten Liegenschaftspolitik“, die der Senat angekündigt hatte. Denn Vivantes ist als Landesunternehmen und GmbH verpflichtet, die unwirtschaftliche Immobilie meistbietend zu verkaufen – schon weil die Klinikkette viel Ärger riskiert, da sie das Haus nicht angemessen in Stand wird halten können. Dass Vivantes das wirtschaftlichste Angebot annehmen muss, hatte auch Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) im Abgeordnetenhaus betont.
Czaja selbst ist zwar politisch für das Wohl psychisch Kranker zuständig, als Mitglied des Vivantes-Aufsichtsrats sei es ihm aber nicht möglich, „gegen wirtschaftliche Interessen“ von Vivantes zu stimmen, sagte eine Sprecherin. Czaja und Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für die SPD) haben sich bei der Abstimmung im Aufsichtsrat enthalten.
Bei der Senatsverwaltung für Finanzen hält man sich bedeckt: „Grundsätzlich veräußern Landesunternehmen ihre Grundstücke in eigener unternehmerischer Verantwortung“. Nußbaum hatte lange für den Verkauf landeseigener Immobilien zum Höchstpreis gekämpft. Seitdem das Parlament vom Senat aber eine neue Verkaufspolitik erzwang und das Abgeordnetenhaus 2013 ein „Konzept zur transparenten Liegenschaftspolitik“ beschloss, wartet der Senat auf eine entsprechende Vorlage Nußbaums.
Geld oder soziales Konzept?
Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Abgeordnetenhaus, Wolfgang Albers (Linke), plädiert dennoch nicht für einen entsprechenden Parlamentsbeschluss: „Wir können den Senat nicht immer aus seiner Inkonsequenz befreien.“ In der Zwischenzeit herrscht „Willkür bei der Grundstücksvergabe“, sagt CDU-Vize-Fraktionschef Stefan Evers und fordert: „Sperrt die Verwaltungschefs so lange gemeinsam in einen Raum, bis die sich auf eine Vorlage einigen.“