Das Frühjahr ist Brutzeit für unsere einheimischen Vögel – aber auf den gefiederten Nachwuchs lauern so einige Gefahren. Die gehen nicht nur vom Menschen aus, sondern auch von dessen tierischen Mitbewohnern. Als QIEZ-Geschäftsführer Jürgen Pranschke letzte Woche auf seine Terrasse tritt, liegt dort ein kleiner Vogel, noch nicht flugfähig und hilflos. Offensichtlich hat die Katze aus der Nachbarschaft das Jungtier angeschleppt, denn sie wartet nur wenige Schritte entfernt.
Pranschke und seine Frau verscheuchen die Katze und begutachten das Vogelbaby. Offensichtliche Verletzungen hat es nicht, aber da es zur Beute einer Katze geworden und kein Nest zu sehen ist, beschließt der QIEZ-Geschäftsführer, es in die Tierklinik zu bringen. Eine Nacht und einen Vormittag verbringt der kleine Piepmatz in einem Schuhkarton mit Löchern, mit Futter und Wasser wird er versorgt.
Klinik kümmert sich um verletzte Fundtiere
Die Klinik für kleine Haustiere an der Freien Universität ist auch Anlaufstelle für hilflos und verletzt aufgefundene Vögel sowie andere nicht domestizierte tierische Bewohner Berlins. Sie liegt zwischen viel Grün in Düppel auf dem Campus zwischen Oertzen- und Königsweg. Als wir den kleinen Patienten dort am Tag nach dem Fund vorbeibringen, erfahren wir einen wichtigen Grundsatz: Die Kleintierklinik nimmt nur verletzte oder kranke Tiere auf. Eigentlich logisch. Wenn unserem Vogel-Findelkind nichts fehlt, müssen wir ihn wieder mitnehmen.
Zunächst mal stellt die angehende Tierärztin – eine Studentin der FU – fest, dass es sich um eine etwa acht Wochen alte Amsel handelt. Große Verletzungen entdeckt auch die Expertin nicht, aber eine Blase muss aufgeschnitten werden. Durch den mutmaßlichen Katzenkontakt besteht für die kleine Amsel außerdem die Gefahr einer bakteriellen Infektion. Eine Prognose zum Überleben möchte die Mitarbeiterin der Klinik deshalb nicht stellen.
Jedenfalls behält sie das Amselbaby in Düppel. Sollte der Vogel überleben, wird er in einigen Wochen an den Naturschutzbund (NABU) übergeben, der die Wiederauswilderung übernimmt. Einfach ist die jedoch nicht. Wenn ihr einen vermeintlich hilflosen Piepmatz findet, solltet ihr deshalb genau hinschauen. Die Tierklinik rät dazu, Vögel nur mitzunehmen, wenn sie eindeutig verletzt sind oder von einer Katze angeschleppt wurden. Bei Jungvögeln besteht die Möglichkeit, dass sie von den Eltern auch außerhalb des Nests weiter versorgt werden. Und in ihrem natürlichen Lebensraum geht es den Tieren in der Regel immer noch am besten.