Tangentialverbindung Ost

In 45 Jahren von Köpenick nach Marzahn

Die Planung der Tangentialverbindung Ost (TVO) sorgt in Biesdorf-Süd für erhitzte Gemüter. Diese Neunjährige ist wohl komplett gegen den Bau. Andere wollen bei der Planung mitbestimmen.
Die Planung der Tangentialverbindung Ost (TVO) sorgt in Biesdorf-Süd für erhitzte Gemüter. Diese Neunjährige ist wohl komplett gegen den Bau. Andere wollen bei der Planung mitbestimmen. Zur Foto-Galerie
Biesdorf-Süd - Dem idyllischen Wohngebiet im Süden Marzahns drohen Lärm und Verkehr. Grund ist die seit Jahren geplante Tangentialverbindung Ost. Die meisten Biesdorfer wollen sie sogar - aber nicht vor der Haustür. Für ein Planungsverfahren nach ihrem Wunsch kämpfen sie jetzt auch gemeinsam mit dem Senat und verschieben vielleicht eine ganze Allee.

Protestsprüche liest man derzeit auf vielen Plakaten im Wohngebiet Biesdorf Süd – einem verschlafen wirkenden Fleckchen, in dem sonntags die Männer oberkörperfrei den Vorgarten sprengen und die Sommerluft nach Grillabend duftet. Was Bewohner hier schon seit Jahren beschäftigt, ist der Bau der TVO. Die Schnellstraße mit dem Namen „Tangentialverbindung Ost“ soll Berlins Ostbezirke seit 1970 miteinander verbinden und ist schon zur Hälfte fertig. Warum also die Aufregung?

Der nördliche und südliche Teil der TVO sind die Märkische Allee in Marzahn und die Spindlersfelder Straße in Köpenick. Nun gilt es, die Lücke zwischen beiden Teilstücken zu schließen. Die aktiven Bürger in Biesdorf-Süd wollen diesen Bau nicht verhindern. Im Gegenteil: „Der Druck auf die Köpenicker Straße wird immer größer, im Berufsverkehr sind sie und die Rudolf-Rühl-Allee immer voll“, weiß Michael Peine, Gründungsmitglied der Initiative „Wir sind Biesdorf Süd“. Außerdem wurden in Seitenstraßen rund um die Knotenpunkte schon Sperrungen und Tempo-30-Zonen durchgesetzt, um Schleichverkehr durch angrenzende Wohngebiete zu  verhindern. Die TVO werde darum unbedingt zur Entlastung gebraucht.

Alles schon entschieden, nur der Senat will es anders

Der Planungsprozess kommt nun richtig ins Rollen, sogar die Initiativen dürfen mitreden. Im März 2015 hat der Senat 750 Interessierten mögliche Bürgerbeteiligungen zur TVO erläutert. Neu ist ein Planungsbeirat, in dem der Senat und Vertreter von Initiativen den Streckenverlauf der neuen Schnellstraße besprechen. Mit dabei ist auch Peines Initiative, die erreichen möchte, dass die „Bürgermeistervariante“ der neuen, vierspurigen Schnellstraße umgesetzt wird. Auf die hatten sich 2012 die Bürgermeister der vom Bau betroffenen Bezirke geeinigt. Danach verliefe die Straße durch Karlshorst und könnte sogar die neue Gartenstadt dort erschließen. Doch der Senat hat diese Idee nicht akzeptiert und plant obendrein zwei Erschließungsstraßen für Siedlungsgebiete in Karlshorst und Mahlsdorf Süd, die Wohngebiete wie Biesdorf-Süd zusätzlich belasten würden.

Ihr dürft vorschlagen, aber nicht verzögern

Plakat der Initiative "Wir sind Biesdorf-Süd"
Das hält die Initiative „Wir sind Biesdorf Süd“ für den falschen Weg. Und tatsächlich hat Michael Peine bisher den Eindruck, deren Einwände würden ernstgenommen. Bürgerinitiativen bekommen im neuen Beirat Zugang zu planungsrelevanten Erhebungen, möglichen Streckenvarianten und könnten selbst Möglichkeiten für den TVO-Bau skizzieren. Allerdings: „Der Senat als Bauherr sagt wo es langgeht, der Planungsbeirat hat nur eine beratende Funktion“, erklärt er. Außerdem hätte der ehemalige Bausenator und jetzige Berliner Bürgermeister Müller den Initiativen vorgeworfen, Bürgerbeteiligung verzögere den Planungsprozess.

„Das ist völliger Quatsch“, so Peine, „wir wollen jetzt eingebunden werden, um schnelle Lösungen herbeizuführen. Alle Einwände werden gebündelt und unser Ziel ist immer, alle Probleme im Voraus aufzudecken statt am Ende umzuplanen.“ Und zumindest in einem Punkt sind sich Senat und Initiativen wohl einig: „Wir wollen bei der TVO keine großen Verzögerungen und außerdem Einwände gegen die Schnellstraße minimieren.“

Ungeahnter Hoffnungsschimmer: Wir verschieben die Brücke!

Eine neue Entwicklung könnte sogar dazu beitragen, dass kein einziges Haus in Biesdorf-Süd dem Bauvorhaben zum Opfer fiele, obwohl nach bisherigen Planungen drei bis vier Häuser der neuen Schnellstraße weichen müssten: Die Brücke an der Kreuzung von Märkischer Allee und B1 muss in den nächsten Jahren ohnehin aufwendig renoviert werden, auch für umliegende Brücken stehen Erneuerungen an. „Da eh alles neu gemacht werden muss, könnten wir die ganze Märkische Allee nach Westen verschieben, näher an Biesdorf heran!“, freut sich Peine. Ob sich dieser Vorschlag durchsetzen kann, werden wir bis zum Jahr 2017 erfahren. Spätestens dann soll die Planung für die Streckenführung der TVO nämlich abgeschlossen sein.

Ausführliche Infos zur TVO findest du auf der Homepage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Zur Internetseite der Initiative „Wir sind Biesdorf-Süd“ gelangst du hier.

Foto Galerie

In 45 Jahren von Köpenick nach Marzahn, Köpenicker Straße 76, 12683 Berlin

Weitere Artikel zum Thema

Freizeit + Wellness
Planschen auf eigene Gefahr
Marzahn-Hellersdorf - Eis essen, die Sonne genießen, Baden gehen: Alles Dinge, gegen die das Gesundheitsamt […]
Wohnen + Leben
„Zur Linde“ muss bleiben!
Baumschulenweg – Auf dem Gelände der Gartenkolonie "Zur Linde" sollen Wohnungen gebaut werden. Leserreporterin Anja […]
Sehenswürdigkeiten | Kultur + Events
Schloss Biesdorf lässt auf sich warten
Vor rund elf Monaten haben die lang erwarteten Bauarbeiten an Schloss Biesdorf im Bezirk Marzahn-Hellersdorf […]