Protestsprüche liest man derzeit auf vielen Plakaten im Wohngebiet Biesdorf Süd – einem verschlafen wirkenden Fleckchen, in dem sonntags die Männer oberkörperfrei den Vorgarten sprengen und die Sommerluft nach Grillabend duftet. Was Bewohner hier schon seit Jahren beschäftigt, ist der Bau der TVO. Die Schnellstraße mit dem Namen „Tangentialverbindung Ost“ soll Berlins Ostbezirke seit 1970 miteinander verbinden und ist schon zur Hälfte fertig. Warum also die Aufregung?
Alles schon entschieden, nur der Senat will es anders
Der Planungsprozess kommt nun richtig ins Rollen, sogar die Initiativen dürfen mitreden. Im März 2015 hat der Senat 750 Interessierten mögliche Bürgerbeteiligungen zur TVO erläutert. Neu ist ein Planungsbeirat, in dem der Senat und Vertreter von Initiativen den Streckenverlauf der neuen Schnellstraße besprechen. Mit dabei ist auch Peines Initiative, die erreichen möchte, dass die „Bürgermeistervariante“ der neuen, vierspurigen Schnellstraße umgesetzt wird. Auf die hatten sich 2012 die Bürgermeister der vom Bau betroffenen Bezirke geeinigt. Danach verliefe die Straße durch Karlshorst und könnte sogar die neue Gartenstadt dort erschließen. Doch der Senat hat diese Idee nicht akzeptiert und plant obendrein zwei Erschließungsstraßen für Siedlungsgebiete in Karlshorst und Mahlsdorf Süd, die Wohngebiete wie Biesdorf-Süd zusätzlich belasten würden.
Ihr dürft vorschlagen, aber nicht verzögern
„Das ist völliger Quatsch“, so Peine, „wir wollen jetzt eingebunden werden, um schnelle Lösungen herbeizuführen. Alle Einwände werden gebündelt und unser Ziel ist immer, alle Probleme im Voraus aufzudecken statt am Ende umzuplanen.“ Und zumindest in einem Punkt sind sich Senat und Initiativen wohl einig: „Wir wollen bei der TVO keine großen Verzögerungen und außerdem Einwände gegen die Schnellstraße minimieren.“
Ungeahnter Hoffnungsschimmer: Wir verschieben die Brücke!
Eine neue Entwicklung könnte sogar dazu beitragen, dass kein einziges Haus in Biesdorf-Süd dem Bauvorhaben zum Opfer fiele, obwohl nach bisherigen Planungen drei bis vier Häuser der neuen Schnellstraße weichen müssten: Die Brücke an der Kreuzung von Märkischer Allee und B1 muss in den nächsten Jahren ohnehin aufwendig renoviert werden, auch für umliegende Brücken stehen Erneuerungen an. „Da eh alles neu gemacht werden muss, könnten wir die ganze Märkische Allee nach Westen verschieben, näher an Biesdorf heran!“, freut sich Peine. Ob sich dieser Vorschlag durchsetzen kann, werden wir bis zum Jahr 2017 erfahren. Spätestens dann soll die Planung für die Streckenführung der TVO nämlich abgeschlossen sein.
Ausführliche Infos zur TVO findest du auf der Homepage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Zur Internetseite der Initiative „Wir sind Biesdorf-Süd“ gelangst du hier.