Allein der graue Himmel versaut die Illusion: Von der leichten Anhöhe am Ufer schaut man nicht etwa hinunter auf den Gardasee, sondern auf den südlichsten Punkt des Griebnitzsees, der Berlin und Potsdam miteinander verbindet. Verbindet – das gilt hier erst wieder seit der Wiedervereinigung, denn die innerdeutsche Grenze verlief einst mitten durch den See. Alten Mauerresten, so viel sei vorweggenommen, wird man hier noch begegnen.
Back in Berlin
Ein paar Meter weiter gen Westen taucht es dann auch auf, ein altes Stück der Berliner Mauer – und zwar hinter einem Zaun, bunt besprayt. Spätestens jetzt wird klar, dass man gerade Teile des Berliner Mauerwegs abschreitet. Nach dieser Geschichtslektion geht’s gedankenverloren weiter. Und ehe man sich versieht, hat man auch schon wieder Hauptstadtboden unter den Füßen, ein Ortseingangsschild markiert die Stadtgrenze. Optisch merkt man das kaum, die Villenparade will nicht enden. Einzig zwei, drei ausgefallene Hauseingänge, einer bewacht von einer goldenen Mini-Rehskulptur, könnten als Indiz für Hauptstadt-Verrücktheiten durchgehen.
Nach circa hundert Metern heißt es abbiegen, rechts in die Bäkestraße. Noch immer ist man auf dem Mauerweg, noch immer suchen Schickimicki-Neubauten nach finanziell potenten Bewohnern.
Grünzeug, soweit das Auge reicht
Und dann? Dann ist man plötzlich in einer anderen Welt. Was erst wie eine Sackgasse wirkt, ist ein Tunnel, hinter dem eine Weggabelung folgt: Man läuft hindurch und noch während der Blick eine Gedenk-Inschrift der preußischen Eisenbahn streift, steht man unversehens mitten in der Natur. Ein Schild warnt vor Kröten, aus dem Wald tönt es „kuckuck“ und Nacktschnecken fürchten sich vor Fußsohlen. Geradeaus geht’s in ein verwunschenes Waldstück, zur linken erstreckt sich das Kremnitzufer am Rande des Teltowkanals.
Hier endet der Kiezspaziergang mit ganz viel Landflair. Wer noch mehr entdecken will, sollte selber herkommen, am besten mit Fahrrädern. Dann kann‘ s auch eine längere Inter-City-Tour werden.