Auf ein Läuten kommt Amadi Katbi an den Zaun. Eine andere Bewohnerin läuft mit einer Zahnbürste im Mund über den Platz der Wagenburg „Radikal Queerer Wagenplatz Kanal“ in Neukölln. Sonst ist alles ruhig. Ein schmaler Trampelpfad führt von der Straße ab und hin zu einem Gatter mit der Klingel. Links davon ist ein kleines Holzlager mit einer Kreissäge. „Wir müssen uns erst gemeinsam besprechen“, sagt Katbi. Sie könne als Einzelperson nicht die gesamte Bewohnerschaft vertreten. Laut der Website der Wagenburg sind das „mehrheitlich Geflüchtete, Migrant_innen, Schwarze Menschen, Rrom_nja und Menschen of Color, die gegen Rassismus, Klassismus, Sexismus und Inter* Trans* Homo Diskriminierungen kämpfen.“ 20 Menschen leben hier auf 8000 Quadratmetern. Neben Wohnwagen gibt es Gemeinschaftswagen und Räume für Projekte, Konzerte und Info-Veranstaltungen über Diskriminierung. Nun soll eine Modulare Unterkunft für Flüchtlinge hier entstehen, 5000 Quadratmeter sind dafür eingeplant, 500 Geflüchtete könnten dort bald einziehen.
Jetziger Standort wurde 2010 hart mit dem Senat verhandelt
Streit um Klausel im Mietvertrag
Dass sie keinen Vertrag hätten, läge daran, dass der ihnen vorgelegte inakzeptabel gewesen sei. Sie zeigen ein Foto des Mietvertrags. Dort steht: Grund für eine fristlose Kündigung sei es, „wenn sich auf der Mietfläche Personen aufhalten bzw. Personen Unterkunft gewährt wird, die durch ihren Aufenthalt der Mietfläche gegen Vorgaben gemäß §AsylVfG oder vergleichbare Vorgaben verstoßen“. Eine ältere Version spreche direkter von „Flüchtlingen“. Katbi sagt: „Diese Klausel richtet sich ganz klar gegen Geflüchtete.“ Dass das Nicht-Unterzeichnen des Vertrags nun gegen sie verwendet wird, um eine Flüchtlingsunterkunft auf dem Gelände zu errichten, finden Katbi und Elmi daher paradox. „Es ist nicht so, dass da zwei Interessen gegeneinander stehen“, sagt Katbi. „Wir solidarisieren uns mit den Geflüchteten.“ Gleichzeitig sprächen sie sich aber gegen „Massenlager und Verdrängung“ aus. Im Bezirk gibt es wenig Verständnis dafür.