CDU: Jan-Marco Luczak
Ich trete dafür ein, die Tempelhofer Freiheit als Park zu erhalten. Das Tempelhofer Feld erfüllt eine sehr wichtige klimatische Funktion für den gesamten Süden Berlins. Angesichts des Klimawandels ist diese Abkühlungsfunktion zukünftig noch wichtiger. Diese darf durch eine Bebauung nicht gestört werden. Überdies würde Tempelhofer Freiheit von den Berlinerinnen und Berlinern ganz wunderbar so angenommen wie sie derzeit ist: als große Grünfläche.
Einer (Wohn-) Bebauung stehe ich daher grundsätzlich zurückhaltend gegenüber. Angesichts der in Berlin bestehenden Wohnungsknappheit mag es sein, dass in der Zukunft der Neubau von Wohnungen auf dem Tempelhofer Feld notwendig ist. In meinem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg gibt es allerdings Potenzial für Wohnungsneubau in der Größenordnung von 5.000 bis 6.000 Wohnungen, die sich außerhalb des Tempelhofer Feldes befinden. Ich bin der Auffassung, dass wir diese Potenziale zuerst heben sollten, bevor wir auf dem Tempelhofer Feld bauen.
Dies möchte ich nicht nur, weil ich die Tempelhofer Freiheit als Park erhalten möchte, sondern auch deswegen, weil es vor allen Dingen an bezahlbarem Wohnraum mangelt. Das Tempelhofer Feld ist bislang allerdings in keiner Weise erschlossen: es gibt keine Straßen, es fehlen Stromleitungen, Gasleitungen und vieles mehr. Diese Erschließungskosten sind natürlich zu berücksichtigen, wenn man neue Wohnungen baut. Im Klartext heißt das, dass Wohnungsneubau auf dem Tempelhofer Feld recht teuer werden würde. Bezahlbarer Wohnraum kann daher dort eher nicht entstehen. Auch deswegen glaube ich, dass wir zuerst andere Potenziale an bereits erschlossenen Standorten heben sollten.
Bündnis 90/Die Grünen: Renate Künast
Das Tempelhofer Feld soll für die Menschen da sein. Für Erholung, viel frische Luft und Sport. Deswegen muss der Großteil des Feldes bleiben, was es ist. Aber freie und heute bereits versiegelte Flächen sollen einen Beitrag gegen die Wohnungsnot leisten. Für Tempelhof-Schöneberg sind das: 500 bis 1.000 Wohnungen, mindestens die Hälfte davon im mittleren Preissegment. Wir wollen diese Wohnungen am Tempelhofer Damm. Die teure Landesbibliothek brauchen wir nicht und wollen im Süden des Feldes natürlich die Kleingärten erhalten.
Freiflächen, mit offener Nutzung sind Berlins Markenzeichen. Wo nichts vorgeschrieben ist, entwickelt sich was Neues. Ich bin ein großer Fan temporärer Nutzung von Flächen und Gebäuden. Stadtplanung bedeutet aber auch, verantwortungsvoll Entscheidungen zu treffen. Und wir brauchen mehr Wohnungen, sonst konzentriert sich der Nachfragedruck auf den Bestand. Grüne wollen zuerst den Bestand sichern und Mieten bezahlbar halten. Für alle. Dort, wo wir Baurecht erst noch schaffen müssen, können wir auch gute Vereinbarungen mit privaten Bauherrn erzielen, dass sie einen Anteil von 20 Prozent für Wohnberechtigungsscheinbesitzer mit bauen müssen. Wir werden genau darauf achten, dass Grün- und Wohnbauflächen in einem gesunden Mix zueinander stehen. So kann das gehen.
FDP: Holger Krestel
Der Flughafen Tempelhof ist keine hyperlokale Frage, sondern war und ist u.a. eine Antwort zum Thema „Berliner Luft“.
Die Atmosphäre der Freiheit und die Weite, in Verbindung mit der vielfältigen historischen Bedeutung, sorgen auch trotz der Schließung als Verkehrsflughafen dafür, dass da jetzt ganz viel passiert, was den Menschen und der Stadt wertvolle Impulse gibt. Weitere Eingriffe und Regularien halte ich derzeit nicht für sinnvoll.
In fernerer Zukunft, also zukünftigen Generationen überlassen, sollte darüber nachgedacht werden können, ob eine verträgliche Umnutzung von Geländeflächen sinnvoll sein kann.
Für jetzt wünsche ich mir vor allem eine wirtschaftlich tragfähige Auslastung und Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Unter anderem dafür setze ich mich auch persönlich ein.
Wir leben in einer Großstadt. Dass bedeutet für die hier lebenden Menschen vor allem auch gewollte Zentralität und Effektivität. Darüber dürfen die natürlichen Lebensgrundlagen jedoch nicht vernachlässigt werden – und von den Mitbürgern die ich kenne werden sie es auch nicht.
Mein Wahlkreis ist hinsichtlich der Wohnstruktur sehr vielfältig: Von Einzel- und Reihenhaussiedlung bis zur Hochhaussiedlung, von Gründerzeit bis Neubau ist alles vertreten. Fast allen gemeinsam sind durchziehende Grünzüge. Und Grün ist für mich natürlich, nicht politisch. Mit den Zügen verhält es sich da anders, wenn ich in diesem Zusammenhang auf die „Dresdner Bahn“ aufmerksam machen darf. Genau da z.B. setze ich mich seit langem für eine Tunnellösung ein, eben um Wohnkultur und Infrastruktur in Lichtenrade zu verbessern und gleichzeitig Freiräume zu schaffen.
Wir haben leider viele brachliegende Gewerbeflächen in meinem Wahlkreis, was sich ja spürbar auf die Erwerbs- und Einkommenssituation der Menschen in meinem Wahlkreis auswirkt. Warum die Berliner Regierung die Attraktivität dieser Flächen für expandierende Unternehmen oder Startups nicht herausstellt, sondern statt dessen viel Steuergeld dafür ausgibt neue Gewerbeflächen auf jetzigen Frei- und Erholungsflächen zu planen und zu entwickeln, ist für mich in der Konsequenz nicht einsehbar. Doch wenn neue Flächen für den Wohnungsbau erforderlich werden, dann müssen diese tatsächlichen Gewerbebrachen mit einbezogen werden.
Zunächst sind allerdings die vorhandenen, auch infrastrukturell eingebetteten Ressourcen, wie Aufstockung von Gebäuden etc. verstärkt zu nutzen. Wenn das Geld des Bundes, immerhin 32 Miollionen Euro jährlich für die Förderung des Wohnungsneubaus in Berlin nicht tatsächlich im „normalen“ Berliner Landeshaushalt verschwände, sondern auch dem kleinen Wohnhausbesitzer als Förderung zukäme, wäre ein starker Anreiz da, lokal benötigten neuen Wohnraum zu schaffen. Und das ohne die Freiflächen einzuschränken.
Hunderte Millionen aus dem von der Berliner Koalition im Mai beschlossenen Fonds werden jetzt für die städtischen Wohnungsgesellschaften verplant werden, obwohl auch hier feindliche Übernahmen fast an der Tagesordnung sind. Aber gerade die ansonsten nicht lenkbaren privaten Eigentümer werden auch hier nicht gefördert. Das verursacht Kopfschütteln.
Die Linke: Azize Tank
DIE LINKE Tempelhof-Schöneberg unterstützt das Volksbegehren 100% Tempelhofer Feld und hat dafür auch aktiv geworben und Unterschriften gesammelt.
Es gab es in unserem Bezirk 2012 einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen, außer der SPD zur Unterstützung des Volksbegehrens
Das Tempelhofer Feld wurde vor allem von den AnwohnerInnen zurückerobert, es gehört uns allen und wir brauchen es.
Wir brauchen es für die Erholung, Sport und als smoghemmende Kaltluftschneise.
Es ist ein einzigartiges Erlebnis, zu dem täglich Tausende von Besuchern kommen. Dass dies heute so ist, dafür haben sich vor allem viele engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich schon 1986, 1996 und 2001 in Bündnissen für die Schließung des Flughafens eingesetzt haben, beigetragen.
Gegen die Schließung des Flughafens hatte sich die 1995 gegründete Interessengemeinschaft City Airport Tempelhof gewandt. Sie initiierte ein Volksbegehren, das 2008 in einem Volksentscheid mündete, bei dem zum Glück die Vernunft obsiegte. Seit der Flughafenschließung 2008 überschlagen sich die Vorstellungen des Senats, was da alles gebaut und gestaltet werden könnte.
Leider erweckt diese große Fläche Begehrlichkeiten in der Vermarktung. Bereits 1994 sah der erste Flächennutzungsplan Gewerbe – Park – Sport – und Sonderflächen vor. Die Linke forderte dagegen ein 10 jähriges Moratorium für Entscheidungen zu einer Dauernutzung.
Inzwischen gibt es Senatspläne nach einer Randbebauung, neue Wohnanlagen der Stadtquartiere Tempelhof (westlich bis südlich) und Neukölln östlich, und nordöstlich das Columbiaquartier. Für die Anwohner bedeutet eine Bebauung: Verteuerung der angrenzenden Wohnquartiere und eine Mieterverdrängung. Schon jetzt sind in den angrenzenden Wohnungen massive Verteuerungen zu spüren.
DIE LINKE wird eine denkbare Wohnbebauung am Rande des Tempelhofer Feldes, und auch nur am Tempelhofer Damm, unter folgenden Voraussetzungen unterstützen: Erbbaupacht an öffentliche Wohnungsbaugesellschaften, und nur Mietwohnungen im bezahlbaren Preissegment. Wohnungen, die dauerhaft sozial gebunden sind. Bei einer evt. Wohnbebauung muss auch an Folgeeinrichtungen gedacht werden: soziale Infrastruktur (Kitas, Schulen, Sozialeinrichtungen, die bereits jetzt in den umliegenden Quartieren ausgelastet oder in schlechtem baulichen Zustand sind.
Der geplante künstliche drei Hektar große und sechs Meter tiefe See, ist nicht nur ein Eingriff in die Natur, er zerstört Erholungsfläche, verursacht laufende Kosten und die ausgehobene Erde, die zu einem Wall aufgeschichtet werden soll ist keine qualitative Verbesserung.
Zentrale Landesbibliothek: Durch den Bau einer Zentral und Landesbibliothek auf dem Tempelhofer Feld würde den Anwohnern ein großer Teil des Feldes für erholende und freizeitliche Nutzung genommen. Bereits existierende Standorte (AGB, Stadtbibliothek Breiten Str. ect.) könnten erweitert und zusammengeführt werden. Die jetzt schon angespannte Verkehrssituation auf dem Tempelhofer Damm würde mit einem überdimensionierten Neubau verschärft werden. Auch mangelnde Kostenvergleiche sprechen gegen einen überteuerten Neubau für eine ZLB. Außerdem ist in Zeiten einer angespannten Haushaltslage der Bevölkerung nicht zu vermitteln, warum gerade ein Neubau für eine ZLB , der über 270 Millionen Euro kosten würde (und dabei bleibt es meistens nicht) notwendig ist.
Gedenkort: Tempelhofer Feld ist ein geschichtsträchtiger Ort, an dem nicht nur an die Hilfslieferungen der US-Amerikaner 1948/49 erinnert werden darf. Die NS-Vergangenheit des Tempelhofer Feldes mit dem Konzentrationslager Columbia, der Zwangsarbeitslager und des Rüstungsortes müssen als Gedenk – und Mahnort gegen das Vergessen wirken. Ein Geschichtspfad (wie bereits begonnen), basierend auf Informationstafeln, ist als Bestandteil des Gedenkkonzeptes zu sehen und kann nicht der ganzen Tragweite und Komplexität der Problematik gerecht werden.
Piratenpartei: Frank Roeder
Die Piratenpartei ist gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes und dies berifft insbesondere die ZLB.
Wir sprechen uns aber für eine Nutzng als Bürgerpark rund um die Uhr also ohne einen Zaun aus und sind auch Veranstaltungen gegenüber aufgeschlossen i.G. zu diversen Bürgerinitiativen vor Ort, aber letztlich soll ein Volksentscheid über die verbindliche Nutzung befinden.
Die Kandidatin der SPD, Mechthild Rawert, hat sich bis Fristende nicht zur Fragestellung geäußert.
*Die Reihenfolge der Beiträge ergibt sich aus den Wahlergebnissen der letzten Bundestagswahl im Bezirk.
QIEZ hat die Direktkandidaten aller zwölf Wahlkreise befragt und wird die Ergebnisse nach und nach online stellen.