Auch eine Trabentenstadt hat Seele – das beweist die Wanderausstellung „50 Jahre Falkenhagener Feld“, die am Abend des 29. Oktober feierlich eröffnet wird. Anhand vieler Originalfotografien und eindringlicher Statements von Zeitzeugen wird auch dem außenstehenden Besucher schnell klar, inwieweit das Viertel das Leben seiner Bewohner prägte und noch immer prägt.
Im Gegensatz zu den etwa zeitglich entstandenen Siedlungen Gropiusstadt und Märkisches Viertel, wurde auf dem Falkenhagener Feld Anfang der 60er Jahre viel Wert auf eine lockere Anordnung der neuen Wohnhäuser gelegt. Zwar fielen bei der Errichtung der Großsiedlung viele private Gärten dem Bedürfnis nach Wohnraum im Nachkriegs-Berlin zum Opfer – doch eine Menge Grün prägt die Großsiedlung bis heute.
Die ersten Mieter im Quartier durften sich über modernsten Wohnkomfort mit Warmwasser, Zentralheizung und Einbaukücke freuen. Doch auch davon, wie schwer es vielen Bewohnern fiel, sich von ihrem alten Lebensstil zu trennen, berichtet die neue Wanderausstellung: Viele neue Mieter brachten ihr Kleinvieh in die Neubauwohnung mit und quartierten es in Ställen auf dem Balkon oder in der Wohnung ein.
Im Anschluss an tausende neue Wohnungen wurde in den 70er Jahren auch die soziale und kulturelle Infrastruktur im Viertel ausgebaut. Für die „Babyboomer“ und ihren Nachwuchs entstanden Schulen, Kitas und Freizeiteinrichtungen. In der Nähe der Wasserwerkstraße – die damals als kinderreichste Straße Berlins galt – gab es sogar einen „Bauspielplatz“ auf dem sich Jugendliche Fahrräder, Rollschuhe und anderes Spielgerät ausleihen konnten. Auch das Klubhaus – die erste Station der Wanderausstellung – wurde in den 70er Jahren zu einer beliebten Anlaufstelle vor allem für die jungen Bewohner des Viertels.
In den folgenden Jahren sorgte vor allem die Eröffnung des nahegelegenen Flughafens und das Bestreben, auf den Freiflächen im Quartier weitere Wonhäuser zu errichten, für Unruhe unter den Bewohnern. Mit Demonstrationszügen setzten sich die Bewohner für den Erhalt der Grün- und Freiflächen ein – mit großem Erfolg. Auch die Umwälzungen nach der Wiedervereinigung, als sich viele Migranten im Falkenhagener Feld niederließen, werden in der neuen Ausstellung thematisiert. Sie endet mit einem positiven Blick auf die Gegenwart der Siedlung: Dank des Engagements von Quartiersmanagement, Kirchengemeinden, kulturellen Trägern und Wohnungsbaugenossenschaften ist das Falkenhagener Feld heute ein lebendiges Quartier mit sanierten Wohnungen, Perspektiven für die Jugend und weitestgehend zuversichtlichen Bewohnern.
Die Ausstellung „50 Jahre Falkenhagener Feld“ wird ab 30. Oktober täglich im Klubhaus präsentiert. Ab 16. November zieht sie weiter ins Mehrgeneratinenhaus der Paul-Gerhard-Gemeinde.