Hape Kerkelings Buch Ich bin dann mal weg und der folgende Film haben das Pilgern wieder ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Aber tatsächlich wagen sich seit vielen Jahrhunderten Menschen aus spirituell-religiösen oder persönlichen Gründen an die Strecke ins spanische Santiago de Compostela oder andere Routen zu heiligen Stätten. Für den Jakobsweg gibt es dabei nicht den einen offiziellen Ausgangspunkt, auch wenn viele Pilger*innen vom französischen Saint-Jean-Pied-de-Port nahe der spanischen Grenze starten. Wer von zu Hause losziehen oder vielleicht nur ein Teilstück des berühmtesten christlichen Pilgerwegs gehen will, stößt auf diesen auch in Berlin und Brandenburg.
Einmal quer durch die Hauptstadt
Tatsächlich führt die Via Imperii von Norden nach Süden mitten durch Berlin. Diese ehemalige Fernhandelsstrecke von Stettin nach Rom wurde und wird auch von Pilger*innen aus dem Nordosten Deutschlands genutzt (Bild.de berichtete). Wer dem Jakobsweg folgen möchte, biegt später bei Leipzig auf die Via Regia ab. Das Berliner Teilstück ist allerdings im Gegensatz zu vielen anderen Regionen noch nicht ausgeschildert. Es führt zunächst diagonal durch den Bezirk Pankow, weiter in südlicher Richtung durch Wedding und Mitte, streift am westlichen Rand Kreuzberg, bevor der Weg an den Yorckbrücken die Grenze nach Tempelhof-Schöneberg überquert. Der letzte Berliner Abschnitt führt mal diesseits, mal jenseits der Bezirksgrenze zu Steglitz nach Süden. Wo es möglich ist, geht es durch Grunflächen und am Ufer entlang.
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Pilger-Schilder für Tempelhof-Schöneberg
Die Jakobus-Gesellschaft Brandenburg-Oderregion e.V. möchte sich um die Beschilderung der Strecke kümmern, ist dazu aber auf Spenden und Förderung angewiesen. Nun geht die Bezirkspolitik in Tempelhof-Schöneberg voran: Die Grünen haben, unterstützt von CDU und SPD, beantragt, das Bezirksamt solle die entsprechenden Schilder erlauben und fördern. Auf der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 11. Dezember steht das Thema auf der Tagesordnung. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse hat der Antrag gute Aussichten, verabschiedet zu werden. Elisabeth Kiderlen, kulturpolitische Sprecherin der grünen BVV-Fraktion, argumentiert mit Europa: „Die Herausbildung der länderübergreifenden Pilger*innenrouten des Jakobsweges zeugt von einer frühen europäischen Idee, die es bereits im Mittelalter gab.“ Zudem böte die Beschilderung einen zusätzlichen Anreiz für einen Spaziergang durch den Bezirk.
Kommt der Antrag durch, könnte Tempelhof-Schöneberg als Vorbild für andere Bezirke dienen. Wenn du dich fürs Pilgern interessierst und in Berlin starten möchtest, kannst du aber auch andere Jakobswege nehmen: Die Nordroute streift den Nordwesten der Hauptstadt in Lübars, Hermsdorf, Tegel und Heiligensee, die Südroute führt unter anderem durch Köpenick, Adlershof, Rudow, Buckow, Marienfelde und Lichterfelde. Weitere Strecken durchqueren Brandenburg.
Informationen zu den Pilgerrouten in Berlin und Brandenburg bekommst du auf der Webseite der Jakobusgesellschaft.