Proppenvoll, ein Mordsgeschrei – so beschreibt Christian Suhren die Sonntagvormittage seiner Kindheit. Seine Eltern schickten ihn zusammen mit den Freunden in das Park-Kino am Stadtrand von Duisburg. Fast immer flimmerte sonntags das japanische Filmmonster Godzilla über die Leinwand, jede Woche ein anderer Teil. „Das waren Trash-Horror-Filme, die damals noch wirkten. Das Wichtigste war aber, mit den anderen zusammen zu gucken“, sagt Suhren.
Kinomachen – anfangs sogar illegal
Trotzdem: Diese Art von Filmen fand er gut. Früh fing er an, selbst Kino zu machen – anfangs sogar illegal. „Ich hatte im Kino ‚Außer Atem‘ von Godard angeschaut und wollte mehr von ihm sehen. Aber damals konnte man nicht einfach etwas in der Videothek ausleihen. Man musste warten, bis etwas im Kino oder im Fernsehen kam.“ Doch „Le Mepris“ mit Brigitte Bardot gab es nicht fürs Kino. Damit wollte sich Suhren nicht abfinden: „Irgendwo musste es doch eine reale Filmkopie geben.“ Schließlich besorgte ihm eine Bekannte, die in einem Filmverleih arbeitete, eine Kopie aus dem Kellerarchiv. „Für einige Freunde machte ich dann eine Privatvorführung.“ Da war er 20. Er schloss sich einer Filmgruppe im Duisburger Jugendzentrum an, die jede Woche Filme auf einem 16-Millimeter-Projektor zeigte, oft mit Pause, weil die Filmrolle nicht so lang war. „Die Sorgen waren natürlich damals schon die gleichen: Kommen genug Leute?“
Der Süßigkeiteneinkauf: eine paradiesische Aufgabe
Während der Berlinale schauen sich Suhren und seine Kollegen so viele Filme wie möglich an. Aus Leidenschaft, aber auch, um einschätzen zu können, welche sie ins Programm oder in den Verleih aufnehmen. „Entscheiden zu dürfen, was im Kino läuft, das ist schon super“, sagt Suhren und grinst. Plötzlich kann man ihm den 20-Jährigen, der seinen Freunden illegal Filme zeigt, wieder ein wenig ansehen.
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