Kommentar zur Umfrage der GfdS

Warum ich nicht Berlinerisch spreche

Nicht alle Berliner nennen den Fernsehturm am Alex Tele-Spargel. Manch einer sagt auch einfach nur "Fernsehturm".
Nicht alle Berliner nennen den Fernsehturm am Alex Tele-Spargel. Manch einer sagt auch einfach nur "Fernsehturm". Zur Foto-Galerie
Die Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS) hat 1001 Berliner zu ihrem Dialekt befragt. Dabei kam heraus, dass die ältere Generation ihre Mundart "dufte" findet, die Jüngeren berlinern allerdings immer weniger. QIEZ-Redakteurin Sophie Maaß berichtet, warum sie trotz ihrer Wurzeln als Berlinerin lieber Hochdeutsch spricht.

Ich liebe Berlin. Berlin ist meine Heimatstadt, hier bin ich geboren und aufgewachsen. Und ich liebe auch die Berliner Schnauze – sie ist mir sympathisch, wirkt nahe und vertraut. Manchmal finde ich meine Berliner Mitbürger etwas unhöflich, doch das liegt dann eher am Inhalt ihrer Aussagen, nicht am Dialekt. In der Regel mag ich aber ihre Direktheit und dass ihnen das Herz auf der Zunge liegt. Trotzdem spreche ich selbst nicht Berlinerisch. Warum das so sei, wurde ich nicht selten schon – vor allem von Nicht-Berlinern – gefragt.

Eine aktuelle Studie der GfdS/Forsa, bei der Berliner zu ihren Sprachgewohnheiten befragt wurden, gibt mir nun Anlass, mal ganz öffentlich Stellung zu nehmen. Kurz zusammengefasst besagt die Studie, dass über 70 Prozent der 45- bis 59-Jährigen gern berlinern. Sie empfinden ihren Dialekt als „schlagfertig“ und „frech“. Das finde ich auch. Ich zähle dennoch zu den über 50 Prozent der 15- bis 29-Jährigen (mein genaues Alter tut hier nichts zur Sache, irgendetwas mit einer 2 davor passt schon), die gar nicht oder nur hin und wieder Worte wie „knorke“, „Piefke“ oder „jut“ verwenden.

Gebürtige Berlinerin und QIEZ-Redakteurin Sophie

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen spricht meine Mutter Hochdeutsch und was die Mama spricht, das spreche ich selbstverständlich auch. Es heißt ja nicht umsonst „Muttersprache“. Mein Vater berlinert dafür umso ordentlicher – besonders, wenn er mit Handwerkern spricht. Zum anderen wurde ich schon in der Grundschule (in Marzahn!) dazu angehalten, Hochdeutsch zu reden. Das konnten dann auch die schnieken Sprüche vom Papa nicht wettmachen. 

Ick kann och berlinern, wenn ick will

Direkt nach der Schule ging ich ins englischsprachige Ausland. Da hätte der Berliner Dialekt auch nicht so gut hingepasst. Seither ist einige Zeit verstrichen und seitdem ich wieder in der alten Heimat bin, kommt von dem ein oder anderen zugezogenen Berliner immer mal wieder die Frage, ob ich denn überhaupt berlinern könne. „Aba klar“, sach ich dann. „Ick bin ja schließlich hier groß jeworden. Und wenn man janz jenau hinhört, dann lässt sich dit och ohne urste Mühe feststellen.“

Ich verschlucke beispielsweise gerne mal das „r“ am Ende eines Wortes und lasse lieber den vorangegangenen Vokal noch etwas nachklingen. Wer die Ohren spitzt und mit dem Berlinerischen vertraut ist, kann also durchaus heraushören, woher ich stamme. Nur so richtig „volle Kanne“ berlinern, das mache ich eben nicht. Und wenn ich es zu Demonstrationszwecken doch einmal mache, dann fühlt es sich für mich aufgesetzt und unecht an. Und unecht – das geht in Berlin gar nicht. Erst recht nicht bei einer Berlinerin, der das Herz auf der hochdeutschen Zunge liegt.

Foto Galerie

Warum ich nicht Berlinerisch spreche, Cecilienstraße 161, 12683 Berlin

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