Wasserbüffel in Hermsdorf

Landschaftspfleger auf Hufen

In Reinickendorf kann man es sich als Wasserbüffel gut gehen lassen!
In Reinickendorf kann man es sich als Wasserbüffel gut gehen lassen!
Hermsdorf - Seit Anfang Mai grasen neun Wasserbüffel im Tegeler Fließtal. Die gutmütigen Wiederkäuer sind mittlerweile eine kleine Attraktion und haben schon unzählige Besucher aus ganz Berlin angelockt. Auch wir haben der Herde einen Besuch abgestattet, um ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Als wir uns bei einem Anwohner nach dem Weg zu den Wasserbüffeln erkundigen, staunen wir nicht schlecht, denn auf Höhe der Mühlenfeldstraße 47 sollen wir „einfach nur nach den Menschenmassen Ausschau halten“. Und tatsächlich, als wir am Eingang zum Naturschutzgebiet angelangt sind, haben sich schon viele Menschen vor den Zäunen eingefunden: Familien mit kleinen Kindern, ältere Herrschaften, Fahrradfahrer. Die meisten sind wie wir gezielt gekommen, andere haben während eines Spaziergangs oder einer Radtour durch das Fließtal Halt gemacht.

Eine Dame neben uns übernimmt das Zählen: Aus neun Tieren besteht die Herde, zwei Bullen, drei Kühe und vier Kälbchen. Über die Jungtiere freuen sich die Zuschauer am meisten. Aber auch die imposanten Hörner der ausgewachsenen Schwergewichte sind Gesprächsthema. Bei freilebenden Wasserbüffeln könne der Kopfumfang fast drei Meter betragen, erzählt ein Vater seinem Sohn. Die Hermsdorfer Exemplare sind etwas kleiner und leichter. Bringt ein freilebender Bulle weit über eine Tonne auf die Waage, wiegen diese domestizierten Tiere aus dem Stall von Bauer Helmut Querhammer aus der Döberitzer-Heide etwa 1000 bzw. 700 Kilogramm. Und auch das lange Zottelfell, das wir erwartet hatten, tragen sie nicht. 

Hervorragende Natur- und Landschaftspfleger

Toll finden wir die Sache trotzdem, denn die Wasserbüffel bearbeiten bis zum Herbst die zwei Bereiche des Fließtals, die vom Egidysteg getrennt werden. Die Tiere sind kostengünstiger als schweres technisches Gerät, mit dem das Naturschutzgebiet einmal im Jahr gepflegt werden müsste. Die Büffel sind also so etwas wie natürliche Landschaftsgärtner und sie fühlen sich im Gegensatz zum gewöhnlichen Hausrind in Feuchtgebieten, Sümpfen und bewachsenen Flußtälern sehr wohl. Außerdem fressen sie alles, was ihnen vor die Schnauze kommt, sogar minderwertiges Futter wie Schilf, Binsen oder Ampfer. Damit nicht genug: Die Büffel sorgen dafür, dass der Boden nicht abgetragen wird und Lebensraum für viele Tiere im Fließ erhalten bleibt. Mit Maschinen wäre dies nicht möglich.

Auch wenn so mancher Anwohner eine Gefahr von den Büffeln ausgehen sah oder Geruchsbelästigung befürchtete – die gutmütigen Tieren sind eine echte Bereicherung, es heißt sogar, sie ließen sich von Kindern dirigieren. Ihr Kot lockt viele Insekten an, die wiederum Nahrung für seltene Vögel sind. Und dass die Zäune die Landschaft verschandeln würden, können wir auch nicht bestätigen. Sie sind sogar äußerst sinnvoll, denn einen gehörnten Bullen möchte doch niemand im Garten oder auf der Straße stehen haben.

Ein ähnliches Projekt mit Wasserbüffeln als natürliche Mähmaschinen gibt es seit einigen Jahren bereits rund um die Tiefwerder Wiesen in Spandau. QIEZ.de berichtete.

Landschaftspfleger auf Hufen, Mühlenfeldstraße 47, 13467 Berlin

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