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Wedding, du alte Drecksau!

Sperrmüll – einfach auf die Straße gestellt.
Sperrmüll – einfach auf die Straße gestellt. Zur Foto-Galerie
Wedding, Gesundbrunnen und Moabit sind die dreckigsten Ecken in Berlin. Nirgendwo liegt mehr Sperrmüll, fliegen alte Mülltüten durch die Straße, liegt an vielen Ecken Zeug herum. Was soll man dazu noch sagen, außer: Macht mal sauber!

Viele kennen inzwischen die mobile App des Ordnungsamtes und das dazu gehörige Online-Formular zum Melden von Dreckecken. Beides gibt es seit 2015. Während das Angebot im ersten Jahr noch recht unbekannt war, wurde es 2016 bereits stark genutzt. In ganz Berlin gab es im vergangenen Jahr 27.000 Meldungen. Aus dem Bezirk Mitte kamen mit 12.775 Meldungen die meisten Hinweise aus der Bevölkerung. Schaut man sich die Karte mit den besonders belasteten Orten im Stadtteil an, sieht man, wo es besonders schlimm ist: in der Müllerstraße, in der Drontheimer Straße, in der Prinzenallee, in der Seestraße. Neben den großen Straßen sind auch kleine Kiezstraßen besonders belastet: im Soldiner Kiez, im Sprengelkiez, im Afrikanischen Viertel.

Der Ärger und die Kümmerer

Der Müll regt viele Weddinger auf. Immer wieder posten wütende Leser Müllfotos auf der Weddingweiser Pinnwand. Leserin Anette Santo schrieb in einem Post im April: „Ich bin wütend und frustriert! Seit 13 Jahren wohne ich in der selben Wohnung, in meinem Kiez Wedding. In den letzten 3 bis 4 Jahren hat sich etwas verändert, vor dem Haus. Mittlerweile bekomme ich die Krise beim Gang zu den Mülleimern. Ratten und Co fühlen sich bei uns wie zu Hause! Auf einer Mülldeponie sieht es aufgeräumter aus! – wütend“. Auch Weddingweiser-Leserin Cecilia Stickler ärgert sich seit vielen Jahren über den Müll vor ihrer Haustür, dem Vinetaplatz im Brunnenviertel. Viele Jahre lang sammelt sie dort schon den Müll auf, den andere einfach fallen lassen. Dafür hat sie zusammen mit anderen Kümmerern im vergangenen Jahr den Umweltpreis Mitte verliehen bekommen. Seit einiger Zeit nutzt sie auch rege die Ordnungsamt-App. „Das funktioniert ganz prima“, sagt Cecilia Stickler.

Weddingweiser-Leserin Cecilia Stickler beim Müllsammeln am Vinetaplatz. © D. Hensel

Was tun gegen den Müll?

Ob das nun eine kulturelle Frage ist oder damit zu tun hat, dass man im Wedding wegen der überwiegend noch niedrigen Mieten öfter umzieht oder gern umdekoriert – der Müll ist da, das ist ein Fakt. Fakt ist auch, dass wir alle zu viel wegwerfen. Wer sich ertappt fühlt, kann gern bei den ambitionierten Weddinger Projekten nachfragen, wie er das ändern kann. Das Baumhaus in der Gerichtstaße kümmert sich zum Beispiel explizit um die Frage der Müllvermeidung.

Wir modernen Menschen gehören fast alle zum Problem. Da sollte es selbstverständlich sein, seine eigenen Gewohnheiten zu überprüfen und auch andere freundlich hinzuweisen, wenn das nötig ist. Und falls nichts mehr hilft, ist das Smartphone heutzutage schnell bei der Hand – Foto gemacht, Dreckecke gemeldet, gut gemacht.

Die eigene Verantwortung wahrzunehmen, Müll zu melden und zu vermeiden, wird das Problem aber nicht lösen. Auch das, was wir Dienstleistung nennen, muss immer wieder angepasst werden. Und wenn im Wedding ein Müllschwerpunkt ist, muss hier auch die Stadtreinigung öfter kommen. Jüngst ist in diesem Zusammenhang auch wieder die Idee in die öffentliche Diskussion eingebracht worden, den Sperrmüll wie in den 70er Jahren wieder kostenlos durch die Stadtreinigung abholen zu lassen. Aus Weddinger Sicht wäre das ein wichtiger Schritt.

PS: Wer hier gleich kommentieren will, dass der Müll eine gute Bastion gegen die Gentrifizierung sei, der sehe bitte davon ab. Keiner im Wedding will, dass unsere Kinder auf den Spielplätzen neben den Ratten spielen müssen und keiner will in einem vermüllten Stadtteil leben!

Dieser Artikel erschien zuerst bei www.weddingweiser.de

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Quelle: Weddingweiser

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