Es gab schon vorher viele gute Argumente, um nach Rixdorf zu fahren – dem wohl charmantesten und schönsten urbanen Dörfchen, das Neukölln, ach was, ganz Berlin zu bieten hat. Jetzt gibt es noch ein weiteres: die Bar Drei Flaschen. Dass Philippe Schröder und seine beiden Geschäftspartner genau diesen Kiez ausgewählt haben, ist kein Zufall: Sie wohnen nicht nur hier, sondern betreiben auch direkt nebenan eine Eisdiele. Und haben sich richtig ins Zeug gelegt, um aus dem Eckladen ein echtes Schmuckstück zu machen, denn, wie Philippe betont, musste hier einiges renoviert werden.
Statt auf den fast schon obligatorischen rumpeligen Flohmarkt-Schick setzen die drei Chefs auf ein modernes, klares, aber dennoch gemütliches Raumkonzept: Herzstück ist die lange Holztheke, die auf einer selbstgebauten Stahlkonstruktion steht. Daneben stylische Barhocker und Stühle, Blumenvasen und interessante Lampendesigns, die je nach Stimmung die Farbe ändern. Ein Highlight sind die Badezimmer mit alten Fenstern an den Decken (ein bisschen Vintage muss sein).
Drei Länder – und etwas mehr als drei Flaschen
Und auch der Name ist – natürlich – kein Zufall. Die „drei Flaschen“, so nennen sich die drei Inhaber selbst. Und die stammen praktischer Weise aus den drei Weinnationen Deutschland, Österreich und Frankreich. Daran orientiert sich auch die Weinkarte: Je ein Weißwein und ein Rotwein aus je einem Land, nur beim Rosé fehlt die deutsche Variante. Da gibt es Klassiker wie einen Blaufränkisch aus dem Burgenland in Österreich (6,70 Euro/ 0,15 l) und einen Grauburgunder aus der Pfalz (4,40 Euro). Letzterer ist wunderbar schmelzig und fruchtig. Überraschen konnten gleich zwei der Rosés: Der Franzose Guilhem mit seiner superleichten Frische und dem subtil karamelligen Abgang, der Österreicher Rosé Cabernet Velue (4,90 Euro) mit seiner dunklen Farbe und geschmacklichen Intensität. Da alle Weine mit 0,15 Liter im Glas kommen, sind die Preise sicher keine Schnäppchen – aber die Qualität stimmt. Eine Empfehlung neben den Weinen: die Schnäpse von Fräulein Brösel, allen voran die Marille. So fruchtig und sanft, dass man die 38 Umdrehungen glatt vergessen könnte.
Ansonsten gilt auf der überschaubaren Karte: Es gibt nichts, was geshakt werden muss, erklärt Philippe. Cocktails fallen also weg, Gin Tonic oder Rum Cola (jeweils 8 bis 10 Euro) sind aber mit dabei. Nett sind die Käseplatten und andere kleine Bar-Snacks. Und nett ist auch die Atmosphäre: Das Publikum in Sachen Alter und Stil angenehm bunt gemischt, die Lautstärke nicht erschöpfend und das Barpersonal inklusive Inhaber Philippe charmant, aufmerksam und gerne bereit, Infos zu den Drinks zu geben. Und, auch das muss erwähnt werden: Geraucht werden darf ab 22 Uhr.