Der Wedding-Wein und ich haben etwas gemeinsam. Wir sind im selben Ort im Weinbaugebiet Nahe in Rheinland-Pfalz geboren. Die Naheregion ist nur ein kleines, recht unbekanntes Weinbaugebiet, besitzt aber die vielfältigste Geologie. Vielleicht eine Gemeinsamkeit mit dem Wedding, wo auch unterschiedliche Kulturen, Religionen und Lebensweisen auf engstem Raum zusammenkommen.
„Wir wollten zu 100 Prozent Leidenschaft und Echtheit in den Wein bringen“, sagt Olaf Fehrmann, der mit Jörg Müller die Weinbar Spiritus Mundi an der Malplaquet-/ Ecke Nazarethkirchstraße betreibt. Zwar brachten beide Gastronomen schon viel Kenntnis über den Rebensaft in das Experiment ein, aber für ihr Projekt „Wedding-Wein“ holten sie sich noch einen ausgewiesenen Experten dazu. Der Berliner Sommelier Frank Deutschmann brachte die Weddinger mit einem jungen, experimentierfreudigen Winzer von der Nahe zusammen. Für Tobias Rickes, den erst 23-jährigen Weingutbesitzer aus Bad Kreuznach, war es ebenfalls eine neue Erfahrung, den rohen jungen Wein ganz nach Kundenwünschen zu einer Cuvée zusammenzustellen. In einer Ein-Tages-Aktion reisten der Sommelier und die beiden Barbesitzer Anfang Januar an die Nahe und probierten sich im Weingut Rickes stundenlang durch die in Frage kommenden Sorten.
Jedenfalls kein roter Wedding
Das Ergebnis passt gut zum Wedding. „Für das Fruchtige stecken 20 Prozent Bacchus im Wedding-Wein“, erklärt Frank Deutschmann. Den Löwenanteil stellt der Riesling, was die nötige Säure und Langlebigkeit in den 2016er Wein bringt. Die nahezu ausgestorbene Sorte Huxelrebe sorgt zu zehn Prozent für den originellen Pfiff, der die Cuvée zu einem einzigartigen Produkt werden lässt. Die Reben stehen in der Lage Kreuznacher Gutental, wo Lehm- und Tonböden typisch sind.
Das von allen Beteiligten entwickelte Ergebnis ist ein nicht allzu herber Weißwein, der seinen Geschmack auch auf lange Sicht noch entfalten soll. Mir hat er jedenfalls gut geschmeckt und ich muss sagen: eine wilde Mischung, wie geschaffen für den ebenfalls nicht gerade zuckersüßen Stadtteil! In dem Wein stecken 100 Prozent Leidenschaft und er kommt mit seinem minimalistischen weißen Etikett ohne großes Brimborium daher. Für 7,90 Euro ist er auch nicht unangemessen teuer und dürfte jedem Weddinger Lokalpatrioten – auch als Geschenk oder Mitbringsel – gefallen. Mit seiner großen Aufschrift „WED100%DING“ eignet er sich natürlich ganz besonders als Hochzeitswein. Es gibt ihn seit 23. Februar und nur im Weinladen Spiritus Mundi, in der WG-Bar und im Schraders.
Text: Joachim Faust
Dieser Artikel erschien zuerst bei www.weddingweiser.de.