Im Prenzlberg wird's immer enger. Und teurer. Da muss man sich nach neuen lebenswerten Ecken umgucken. Zunehmend höher im Kurs steht dabei Weißensee. Der Ortsteil zwischen Pankow und Hohenschönhausen überzeugt mit viel Grün. Die S-Bahn und eine abwechslungsreiche Gastroszene sucht man jedoch (noch) vergeblich.
Was haben Moabit, Wedding, Oberschöneweide und Lichtenberg gemeinsam? Sie alle werden seit einigen Jahren mal mehr mal weniger als Trendbezirke gehandelt, in denen sich aus der Innenstadt vertriebene Studenten, junge Familien und Kreative niederlassen. Zu diesen Hoffnungsträgern der Berliner Kiezlandschaft gesellt sich in der Berichterstattung immer häufiger auch Weißensee.
Der zu Pankow (hier wird bis 2013 mit einem Einwohnerplus von 16 Prozent gerechnet, Top-Wert aller Berliner Bezirke) gehörende Ortsteil freut sich über viel Zuzug – vor allem aus dem benachbarten Prenzlauer Berg, wo die Mieten horrend und alle Kitas belegt sind. Frischen Wind bringen die neuen Bewohner natürlich mit: „Im ersten Jahr haben wir eher Kaffee verkauft, inzwischen nimmt der Latte-Macchiato-Anteil deutlich zu“, berichtete gerade erst eine lokale Eisdielen-Betreiberin der Morgenpost. Eine noch ungentrifizierte Nachbarschaft, viel Grün und viele einzigartige Locations geben Weißensee einen besonderen Charme.
Viele nette Adressen fürs Feierabendbier, den Sonntagsbrunch oder das Essen mit den Schwiegereltern gibt es jedoch nicht. Wer dabei auf die nahe Innenstadt setzt, sollte sich vorsehen: Weißensee hat weder U- noch S-Bahnanschluss. Aber bleiben immer noch Tram und das Fahrrad, und der feste Glaube daran, dass sich der Ortsteil ganz sicher bald zu einem echten Szene-Kiez entwickelt.