Auch am Mittwoch lief der Verkehr auf dem Ostring nicht planmäßig. Die Fahrgäste mussten sich auf Pendel- und Ersatzverkehr mit Bussen einstellen und längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Erst heute morgen rollte die S-Bahn wieder. Die Behinderungen auf der Strecke Potsdam-Berlin dauern jedoch an. Bereits gestern blieb ein Zug der S7 im Berufsverkehr liegen und noch bis November muss mit Verspätungen gerechnet werden. Grund sind Streckenarbeiten am S-Bahnhof Nikolassee.
Die S-Bahn schloss einen früheren Abschluss der Bauarbeiten aus und bemüht sich, Reservezüge der Deutschen Bahn zur Entlastung des Streckenabschnitts einzusetzen. Personal und Fahrzeuge seien am Mittwoch jedoch noch nicht einsatzbereit gewesen, „da die Züge aufgrund des Kabelbrandes Schwierigkeiten hatten, aus dem Bahnbetriebswerk zu kommen“, so eine Sprecherin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg.
Der Chef der VBB Franz kritisierte die dauerhaften Störungen im S-Bahn-Verkehr. „Es ist nicht akzeptabel, dass eine so große Zahl an Fahrgästen diese katastrophale Situation hinnehmen muss.“
Ursachen weiter unklar
Noch immer liegen die Ursachen für den Brand, der in der Nacht auf Dienstag in der Nähe des Bahnhofs Ostkreuz ausgebrochen war, im Dunkeln. „Die kriminaltechnische Untersuchung ist sehr aufwendig und wird noch einige Zeit dauern“, so ein Polizeisprecher. Inzwischen geht man bei der S-Bahn davon aus, „dass der Brand durch äußere Einwirkung entstanden ist“. Fahrlässiges Verhalten oder Brandstiftung kämen damit als Brandursache in Frage.
Die Polizei wollte die Vermutungen eines Brandanschlags bisher nicht bestätigen. „Zur Brandursache liegen uns noch keine Ermittlungsergebnisse vor“, so ein Sprecher. Bisher konnten keine Indizien sichergestellt werden, die auf einen gezielten Zerstörungsakt hindeuten. Weder Brandbeschleuniger noch andere Hinweise auf eine Brandstiftung wurden bisher entdeckt. Auch ein Bekennerschreiben ist ausgeblieben. Eine weggeworfene Zigarettenkippe komme als Ursache für das Verkehrschaos bislang also ebenso infrage wie ein Anschlag auf das S-Bahn-Netz, so ein Polizeisprecher.
Anschlagsvermutungen
Mitarbeiter der S-Bahn hatten die wartenden Fahrgäste mittels Lautsprecherdurchsagen bereits kurz nach dem Brand über einen „Anschlag“ informiert. Erst später wurde lediglich ein „Kabelbrand“ für die Verspätungen verantwortlich gemacht. Die Befürchtungen kommen nicht von ungefähr: Vor einem Jahr hatten linksextreme Aktivisten einen Brandanschlag auf die S-Bahn verübt und den Verkehr damit tagelang in weiten Teilen lahmgelegt. Damals war eine Debatte über mögliche Sicherungsmaßnahmen der Verkehrsinfrastruktur entbrannt.
Der Brand, der am Dienstag um drei Uhr in der Nacht ausbrach, hatte leichtes Spiel. Aufgrund der Baumaßnahmen rund um den Bahnhof Ostkreuz liegen zahlreiche Kabel ungeschützt im Gleisbett. Schützende Kabelschächte sind bisher nicht verlegt. Die angerückte Bundespolizei konnte dem Brand mit einem Handfeuerlöscher zu Leibe rücken.
Schwieriger gestalten sich die Wiederherstellungsmaßnahmen an den Gleisen. Zwar hatten die Kabel laut den Polizeiberichten nur auf einer Fläche von 20 mal 40 Zentimetern Schaden erlitten, doch die notwendige Sorgfalt machten die Reparaturen zu einer heiklen Angelegenheit.