„Zwei in Eins“ ist vielleicht kein neuer Trend im Einzelhandel. Waschsalons mit Cafés gibt es beispielsweise schon eine Weile. Aber langweilig ist das Konzept deshalb noch lange nicht. In der Kreuzberger Graefestraße 74 gibt es sogar Drei in Eins: Teestube, um das Heißgetränk sofort zu genießen, Teeladen, um ihn auch daheim zuzubereiten und für die Rundum-Entspannung: 40 Minuten auf der Jade-Liege.
Mit diesen ging es vor sieben Jahren im heutigen „Teeladen Kreuzberg“ für die Inhaberin Regina Huyer los. Es handelt sich um vollautomatisierte Ganzkörperliegen, die das Wissen der asiatischen Entspannungskunst mit Erkenntnissen westlicher Medizin verbinden. Thermalmassage, Chiropraktik, Akupressur und Jadesteine kommen hier zusammen. Jade ist ein tief in den ostasiatischen Kulturen verankertes Mineral, welchem eine heilende Wirkung zugesprochen wird. Erwärmte Jadekugeln sollen den Energiefluss im Körper anregen und die Muskeln lockern.
Auf den Liegen wandern sie rhythmisch oder gleitend den Körper entlang, wärmen, drücken, dehnen und massieren. Außerdem gelten die Steine als natürliche Infrarotquellen, was unter anderem die Abwehrkräfte stimulieren soll.
Qualität und Tradition
So eine Wellness-Session zwischendurch tut vor allem im Winter gut, wenn die Gesundheit leicht angeschlagen und der Körper durch die Kälte angestrengt ist. Huyer erzählt, dass die KundInnen es vor allem schätzen, dass man hier ohne Termin vorbei kommen und sich für nur sieben Euro mal eben hinlegen kann. Ihren Entspannungs-Gästen habe sie schon immer auch Tee ausgeschenkt und vor drei Jahren dann den Laden um eine Teestube und das Sortiment an Teezubehör erweitert. Manchmal kommt eine studentische Aushilfe, ansonsten macht die ehemalige Maskenbildnerin alles allein: „Selbst ist die Frau!“ Sogar der Kuchen wird selbstgebacken: „weil ich schon immer gern gekocht und gebacken und mich immer über die Kuchenqualität von Backmischungen geärgert habe“, sagt sie.
Der angebotene Tee wird selbstverständlich auch frisch serviert: „Ich habe keinen einzigen Teebeutel“, erklärt die Unternehmerin. Das Getränk wird in hochwertigen japanischen gusseisernen Teekannen serviert, welche den Tee besonders sanft behandeln und seinen feinen Geschmack erhalten. Die Kannen gibt es im Laden in verschiedenen Größen zu kaufen. Ansonsten sind die Regale mit über 130 Teesorten gefüllt. Da findet man unter anderem den trendigen Matcha-Tee, den es außerdem als Matcha-Latte zu trinken gibt. Es handelt sich um grünes Pulver, welches seit jeher in japanischen Teezeremonien verwendet wird und in Europa und in den USA gerade als Neuentdeckung gefeiert wird. Matcha eigne sich für Nachtische oder Cocktails und soll gut für die Gesundheit sein.
Bitcoins: Im Kiez einkaufen, übers Internet bezahlen
Bei Regina Huyer gibt es all das in Euros, aber auch Bitcoins zu erstehen. Dabei handelt es sich um eine digitale Währung, gedacht als Pendant des Bargelds im Internet. Sie soll es erlauben, ohne Mittelspersonen und ohne Einbindung von Banken und sonstigen Institutionen ganz anonym im und über das World Wide Web Dinge zu kaufen und zu verkaufen. Damit entsteht ein System, in dem Menschen nicht darauf vertrauen müssen, dass Dritte ihr Geld gut verwalten und ihre Privatsphäre und Daten schützen. Jeder Transfer ist durch eine komplexe Verschlüsselung gesichert und die private elektronische Geldbörse wird eigenständig verwaltet. Passend zum Credo der Anonymität ist von dem/der Erfinder/in/gruppe auch nur das Pseudonym Satoshi Nakamoto bekannt. Seit 2009 sind die Bitcoins digital im Umlauf. Sie können entweder auf virtuellen Marktplätzen umgetauscht, oder aber selbst über einen komplizierten und viel Rechenkraft verschlingenden Algorithmus erzeugt werden, im sogenannten „Mining“ (zu deutsch: schürfen). So wie es immer schwieriger wird, Gold zu schürfen, werden die Rechenaufgaben immer komplizierter, sodass sich nicht beliebig viele Bitcoins ansammeln lassen.
Regina Huyers Laden befindet sich im so genannten Bitcoin-Kiez. Hier können KundInnen verschiedener Läden und Bars mit der digitalen Währung bezahlen. Als bis dahin größte Ansammlung von Bitcoin-freundlichen Geschäften stand die Gegend vor allem 2013 in vielen Zeitungen. Huyers ist selbst auch begeistert von der Idee, „weil ich das total klasse finde, ein alternatives supergünstiges Zahlungsmittel zu haben, woran die Banken nicht verdienen“, meint sie.
Außerdem gefalle ihr die Vorstellung innerhalb von Sekunden und unter minimalen Kosten Geld etwa nach Japan zu überweisen. Bisher bieten ihre Großhändler die Option Bitcoin zwar noch nicht an, sie selbst ihren KundInnen aber schon. Die Nachfrage komme allerdings vor allem von ausländischen TouristInnen, welche genau dafür in den Graefekiez kämen. Die Berliner Bitcoin-Szene trifft sich vor allem in der Bar ein paar Hausnummern weiter, im room77, wo sie sich für Stammtische und sonstige Veranstaltungen verabreden. Dort können Bier und Burger in der digitalen Währung bezahlt werden. Bei Regina Huyer würden die 40 Minuten auf der Jadeliege zurzeit etwa 0,01 Bitcoin kosten. Derzeit wird ein Bitcoin in rund 620 Euro umgerechnet (Stand 4. Februar 2014 16:21Uhr). Die Preise müssen allerdings bei den starken Kursschwankungen immer neu nachgeschaut werden. Wie sich die digitale Währung noch weiterentwickelt und ausbreitet – oder nicht – bleibt abzuwarten. Abwarten und Tee trinken eben.