Als er seine Stelle als Gefängnispfarrer antrat, war Poelchau der erste vom NS-Regime eingesetzte Geistliche in einer Strafanstalt. Bis zum Ende seiner Amtszeit bereitete er fast 1000 Menschen auf ihren Tod vor und musste 200 Hinrichtungen beiwohnen. „Wie ein Mensch, der Woche für Woche vielen Hinrichtungen beiwohnt, seine seelische Eindrucksfähigkeit und seine Nerven behalten und dann noch so gut gelaunt sein kann, ist mir ein Rätsel“, bemerkte einst Helmuth James von Moltke, der zusammen mit Poelchau in der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis aktiv war. Wahrscheinlich konnte der Seelsorger so viel Leid aushalten, indem er sich stets für die Gefangenen einsetzte, ihnen zuhörte und erkannte, dass sie nicht einfach Opfer darstellten, sondern Menschen, die bereit waren, für ihre Überzeugungen zu sterben.
Codewort „Tegel“
Aber der 1903 in Potsdam geborene und in Schlesien aufgewachsene Pfarrer engagierte sich auch außerhalb des Gefängnisses. Er selbst sagte einmal: „Man kann meine Situation nur dann richtig verstehen, wenn man weiß, dass es auch außerhalb des Gefängnisses für Verfolgte zu sorgen galt.“