Widerstandskämpfer Harald Poelchau

Ein Leben für Gefangene

Harald und Dorothee Poelchau, um 1930
Harald und Dorothee Poelchau, um 1930 Zur Foto-Galerie
Tegel - In Berlin sind eine Straße, ein S-Bahnhof und eine Oberschule nach ihm benannt. Sogar einen Asteroiden gibt es, der seinen Namen trägt. Die Rede ist von Harald Poelchau, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und von 1933 bis 1945 evangelischer Gefängnisseelsorger in den Haftanstalten Tegel und Plötzensee.

Als er seine Stelle als Gefängnispfarrer antrat, war Poelchau der erste vom NS-Regime eingesetzte Geistliche in einer Strafanstalt. Bis zum Ende seiner Amtszeit bereitete er fast 1000 Menschen auf ihren Tod vor und musste 200 Hinrichtungen beiwohnen. „Wie ein Mensch, der Woche für Woche vielen Hinrichtungen beiwohnt, seine seelische Eindrucksfähigkeit und seine Nerven behalten und dann noch so gut gelaunt sein kann, ist mir ein Rätsel“, bemerkte einst Helmuth James von Moltke, der zusammen mit Poelchau in der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis aktiv war. Wahrscheinlich konnte der Seelsorger so viel Leid aushalten, indem er sich stets für die Gefangenen einsetzte, ihnen zuhörte und erkannte, dass sie nicht einfach Opfer darstellten, sondern Menschen, die bereit waren, für ihre Überzeugungen zu sterben.

Codewort „Tegel“

Aber der 1903 in Potsdam geborene und in Schlesien aufgewachsene Pfarrer engagierte sich auch außerhalb des Gefängnisses. Er selbst sagte einmal: „Man kann meine Situation nur dann richtig verstehen, wenn man weiß, dass es auch außerhalb des Gefängnisses für Verfolgte zu sorgen galt.“

S Bhf. Poelchaustraße Marzahn
So verhalf er jüdischen Mitbürgern zur Flucht in den Untergrund und vermittelte ihnen zusammen mit seiner Ehefrau Dorothee Unterkünfte. Die Flüchtlinge riefen in seinem Tegeler Büro an und durften nur reden, wenn er sich mit dem Codewort „Tegel“ meldete. Durch diese und andere Vorsichtsmaßnahmen blieb Poelchaus umfangreiche oppositionelle Arbeit, zu der auch das Schmuggeln von Briefen und Nachrichten in das und aus dem Gefängnis zählte, bis zum Kriegsende unentdeckt. Kurz vor seinem Tod 1972 erhielt er vom Staat Israel die Yad-Vashem-Medaille der Gerechten der Völker.    

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Langzeit-Heim. Nur ein Häftling sitzt noch etwas länger in der JVA Tegel.

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