Am ersten August liegt plötzlich Peters Fahrrad vor seiner Bank an der Friedhofsmauer der Alten Dorfkirche. „Da war er wohl umgefallen und ist abgeholt worden“, mutmaßt ein Leser, der dem Tagesspiegel Zehlendorf Peters Tod per Email mitgeteilt hat. „Es ist interessant, dass er ja wohl auch viele Freunde hatte. Die ihm an seiner Bank eine Gedenkstätte aufgebaut haben.“ Auch ein anderer Leser hat uns geschrieben. „Immer wenn ich in den Heimatverein ging, saß er da“, sagt er uns am Telefon. „Letzte Woche brannte da aber eine Kerze an der Stelle, an der er sonst saß. Darüber bin ich fast gestolpert.“ Peter muss jemand Besonderes gewesen sein, wenn ein halber Kiez um ihn trauert.
„Tschüß Peter“
Wir stehen vor der Bank an der Dorfkirche, seiner Bank, eine rote Grabeskerze brennt, daneben ein gerahmtes Schild. „Tschüß Peter“, steht darauf, „Du warst auf deine liebevolle Art auch eine Zehlendorfer Eiche. Wir werden dich vermissen.“ Eine ältere Dame ist gerade mit ihrem Mann am Rollator über die Ampel an der Potsdamer Straße gekommen. Sie lässt ihren Mann stehen, als sie die Kerze und die Blumen sieht, hält kurz inne vor der Bank und nickt langsam. Sie habe den Mann, der hier saß, auch oft gesehen. „Er war nie aufdringlich, hat immer zurückgegrüßt und sich immer höflich bedankt, wenn ich ihm was gegeben habe.“
Dann steht sie abrupt auf: „Kommen Sie, ich zeige Ihnen seine Bank und das Schild.“ Auf dem Weg dahin bleibt sie stehen: „Hier am Kulturkiosk hat er sich oft untergestellt. Wenn ich ihn nicht gesehen habe, habe ich mich schon gewundert.“ Es gäbe ja auch andere Hilfsbedürftige hier in der Gegend, „aber da ist nicht die gleiche Zuneigung. Er war einfach unser Peter“, sagt sie und sieht schnell weg.
„Ein ganz besonderer, lieber Kerl“
Auch im American Diner „Uncle Sam“ scheint Peter zu fehlen. „Ich kannte Peter seit langer, langer Zeit“, sagt Lee Mendenhall. Er betreibt das Uncle Sam seit fast 20 Jahren. „Meistens hat er sich Chili con Carne zum Mitnehmen bestellt, manchmal auch einen kleinen Hamburger. Er kam ein paar Mal pro Woche, hat mir von seiner Familie erzählt und Bescheid gesagt, wenn er mal ins Krankenhaus musste. Er hat mir auch erzählt, dass er auf einer Bank auf dem Friedhof schläft, wo seine Eltern bestattet sind. Er war einfach ein ganz besonderer, lieber Kerl“, sagt Mendenhall. Leute hätten bei ihm ab und zu Geld für Peter abgegeben. „Er war sehr beliebt – he was special. Ich schaue jetzt immer rüber zu seiner Bank, und keiner sitzt da.“ Am ersten August habe er ihn noch von weitem gesehen, da habe er irgendwie nicht gut ausgesehen.